Produktivitätsrückgang schuld an Weltwirtschaftskrise?

Auf der Suche nach den Gründen für den Crash bringen die OECD-Ökonomen David Brackfield und Joaquim Oliveira Martins erstmals einen realwirtschaftlichen Megatrend ins Spiel: Die gesunkene Produktivität

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In den Jahre vor der Krise in den westlichen Industriestaaten sei es, so schreiben die Ökonomen David Brackfield und Joaquim Oliveira Martins, zu einem signifikanten Rückgang der Steigerung der Arbeitsproduktivität gekommen, die vom Finanzsektor jedoch nicht bemerkt (und in den Asset-Preisen berücksichtigt) worden sei.

Am stärksten gelte dies für den US-amerikanischen Bausektor, wo die Produktivität seit 1997 ohnehin nur ein Mal (2002) nicht zurückgegangen, ab 2003 aber massiv eingebrochen ist, davon 2006 und 2007 immerhin um jeweils mehr als zehn Prozent. Obwohl der Bausektor nur rund fünf Prozent zum US-BIP beisteuert, drosselte dieser scharfe Produktivitätsrückgang den Gesamtzuwachs um satte 0,6 Prozentpunkte. Zwar hatten Japan und die USA – anders als die auch zuvor schon schwache Eurozone - in den ersten Jahren des Jahrzehnts hohe Steigerungen der Gesamtproduktivität gezeigt. Seit 2004 finde aber ein „race to the bottom” statt, bei dem sich die USA und Japan an die schwachen Produktivitätszuwächse Europas angenähert haben.

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Grafik: OECD

Zwischen zwei und vier Jahren vor Ausbruch der Krise hätten diese negativen Trends auch auf den Industriebereich und die Dienstleistungen übergegriffen. Bemerkenswert sei, „dass die Hypotheken- und Subprime-Boomjahre (2005-2006), in denen es bereits einen starken Angebotsüberhang am Immobilienmarkt gab, präzise mit der Periode übereinstimmen, in der sich die Produktivitätsentwicklung rapide verschlechterte. So als ob eine substantielle Nachfragesteigerung durch billige Kredite die angebotsseitigen Probleme kompensierten könnte. Mitte 2007 wurde jedoch offensichtlich, dass der Bausektor am Ende war.“