2,2 Millionen Euro für einen Praktikumsplatz

Wie Annette Schavan Bildung fördert

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Bildung, so heißt es aus den Koalitionsparteien regelmäßig, sei die "soziale Frage des 21. Jahrhunderts", weshalb man diesen Bereich besonders fördern müsse. Dazu teilt man aber nicht einfach Steuermittel zu, sondern zieht oder spart auf der einen Seite Geld ein (etwa durch Studiengebühren), das man in anderen Bereichen ausgibt.

Wie diese anderen Bereiche aussehen können, dass zeigt der gestern bekannt gewordene Nutzen der Förderrichtlinie "Technikum", durch die man Abiturienten naturwissenschaftliche Praktika vermitteln wollte: Mit 2,2 Millionen Euro Aufwand kam 2009 genau eine Vermittlung zustande. Das ausgegebene Geld floss nach Auskunft des Bundesministerium für Bildung und Forschung in die "Administration und Programmsteuerung", die "Herstellung und Verbreitung von Fachinformationen", den "Aufbau eines IT-Portals [...] zu Antragstellung und Verwaltung" sowie in das "Einbringen von pädagogischer Expertise".

Das damit erzielte katastrophale Ergebnis führt eine Ministeriumssprecherin zum Teil auf eine "qualifizierte Mittelsperre" zurück, die der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zu Beginn des Jahres 2009 über das "Technikum" verhängt hatte, und die erst am 18. Mai 2009 aufgehoben wurde. Aufgrund dieser Haushaltssperre habe man das Projekt erst zu einem Zeitpunkt bekannt machen können, mit dem der Abiturjahrgang 2009 "nicht mehr in gewünschtem Umfang erreicht" worden sei.

Zudem sei die Veröffentlichung der Förderrichtlinie am 14. Mai 2009 "unmittelbar in die Zeit einer schweren Wirtschafts- und Finanzkrise" gefallen, in der die Unternehmen "mit schweren Umsatzeinbrüchen zu kämpfen hatten und vielerorts auf Kurzarbeit umstellen mussten", weshalb sie sich im Hinblick auf Technikum-Kooperationsvereinbarungen "eher zurückhaltend" gezeigt hätten.

Für das laufende Jahr erwartet man unter anderem deshalb bessere Ergebnisse, weil durch den G8-Effekt doppelte Abiturjahrgänge die Schule verlassen. Doch selbst dann, wenn man sich das im letzten Jahr nicht erreichte offizielle Ziel von 1000 Praktikanten ansieht, kommt pro Praktikant die immer noch stolze Vermittlungssumme von 2.200 Euro zustande.