Berlusconi holt auf

Zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Italien schmilzt der Umfragevorsprung der Sozialdemokraten. Der Blogger und Kabarettist Beppe Grillo wird wahrscheinlich die neue dritte Kraft.

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In den letzten beiden Wochen vor der italienischen Parlamentswahl am 24. und 25. Februar dürfen offiziell keine Umfragen mehr veröffentlicht werden. Die jüngsten Erhebungen führt die sozialdemokratische Partito Democratico (PD) mit 28 Prozent an, gefolgt von Silvio Berlusconis Popolo della Libertà (PdL), das auf 21 Prozent kommt. Drittstärkste politische Kraft wird mit 17 Prozent wahrscheinlich die vom Blogger und Kabarettisten Beppe Grillo gegründete Reformbewegung Movimento 5 Stelle (M5S).

Mario Montis Scelta Civica (SC) kommt in den Umfragen lediglich auf 9,5 Prozent. Dahinter liegt die regionalistische Lega Nord (LN), die mit 5 Prozent gegenüber der letzten Wahl Verluste in Höhe von 3,3 Prozentpunkte hinnehmen müsste, wenn die Umfrage dem Endergebnis nahe kommt. In ähnlicher Höhe (3 Prozent) verliert wahrscheinlich das aus diversen kommunistischen und grünen Splitterparteien sowie dem Bürgermeister von Neapel zusammengesetzte Bündnis Rivoluzione Civile (RC), das in den Umfragen bei 4,5 Prozent liegt.

Die Sinistra Ecologia Libertà (SEL), eine anderes linksgrünes Parteienbündnis, das mit den Sozialdemokraten zusammenarbeitet, wird bei 3,5 Prozent gemessen. Damit erreicht es immer noch mehr Wählerzustimmung als die christdemokratische Unione dei Democratici Cristiani e Democratici di Centro (UDC), die im Vergleich zur letzten Wahl 3,5 Prozent verliert, wenn sie auf die vorhergesagten 3 Prozent kommt. Alle anderen Parteien - darunter die Partito Pirata Italiano, die libertäre Fermare il Declino und die (vom katholischen Konvertiten Magdi Allam angeführte) islamkritische Bewegung Lo Amo L'Italia - erreichen zusammen etwa 8 Prozent.

Betrachtet man die Umfrageergebnisse im Trend, dann ergibt sich vor allem für die Sozialdemokraten ein betrübliches und für Berlusconi ein eher hoffnungsfrohes Bild: Noch vor drei Wochen war der Vorsprung der PD vor dem PdL nämlich zweistellig. Offenbar kommen Berlusconis Steuerstreichungsversprechen und sein Spiel mit der Möglichkeit eines Euro-Austritts bei vielen Wählern gut an. Ursachen der Entwicklung finden sich aber auch bei den Sozialdemokraten: Die täglichen Enthüllungen zur Skandalbank Monte dei Paschi di Siena vermitteln den Italienern gerade den Eindruck, dass die PD-Eliten ähnlich stark in Günstlingswirtschaft und Korruption verstrickt sein könnten wie römische Regionalpolitiker des PdL