Auftakt zum Handelskrieg?

Obama belegt Autoreifen mit Strafzöllen, China reagiert mit Strafzöllen auf Kfz-Teile und Hühnerfleisch.

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Nachdem Barak Obama am Freitag Strafzölle von bis zu 35 Prozent auf chinesische Autoreifen verhängt hatte, ließen die chinesischen Gegenmaßnahmen nicht lange auf sich warten. Die erste Reaktion Chinas war dann zwar noch eher moderat. Kurz schien es sogar, als würde China sich auf die von der WTO in solchen Fällen angeratenen formalen Verhandlungswege beschränken. Allerdings hatten die USA im Zuge des WTO-Beitritts durchgesetzt, dass gegenüber China schärfere Anti-Dumping regeln gelten sollen als gewöhnlich, eine Regelung, die nun erstmals konkret angewandt wurde und es möglich erscheinen lässt, dass die US-Strafzölle vor einem WTO-Schiedsgericht Bestand haben könnten. Trotz des ungewissen Ausgangs eines formalen WTO-Verfahrens dürfte eine solche Deeskalation wohl durchaus im Interesse Chinas sein, das im Vorjahr gegenüber den USA immerhin einen Handelsüberschuss von 285 Mrd. USD erzielt hatte.

Nur scheint sich die Regierung rasch dem offensichtlichren Volkswillen gebeugt zu haben. Denn als sich in verschiedenen Webforen ein Sturm der Entrüstung breit machte, dessen Tenor unter anderem darin bestand, dass China nun seine Dollarreserven auf den Markt werfen solle, kündigte China konkrete Gegenmaßnahmen an, die jedoch angeblich in keinem Zusammenhang mit den US-Sanktionen stehen, sondern normale Anti-Dumping-Maßnahmen sein sollen.

So will China nun auf Kfz-Teile, die die USA in den ersten sieben Monaten des Jahres für rund 800 Millionen Dollar an China verkaufen konnte, sowie auf Hühnerfleisch, mit dem die USA 376 Millionen Dollar umsetzten, Strafzölle einheben. Das Volumen entspricht somit ungefähr dem chinesischen Reifenabsatz in den USA, der mit 1,3 Mrd. USD angegeben wird, wodurch sich ein direkter Zusammenhang wohl kaum noch verleugnen lässt.

Sollte sich daraus tatsächlich ein echter Handelskrieg entwickeln, könnten bittere Konsequenzen drohen. Immerhin galt bislang als wichtigster Grund, warum der Finanzmarktcrash nicht zu einer weltweiten "Großen Depression" wie in den 1930er Jahren führen werde, im Ausbleiben von Handelsrestriktionen, wie sie damals flächendeckend eingeführt wurden.