Bundeswehr sammelt alte Computer

Die Universität der Bundeswehr sammelt Computer, um damit Informationen auf alten Speichermedien wieder zugänglich machen zu können.

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In einem alten Hangar auf dem Gelände der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg stehen etwa 2.000 alte Rechner, eine außergewöhnliche Sammlung, die man eher woanders vermuten würde.

Der Informatikprofessor Uwe Borghoff verfolgt damit jedoch ein ganz praktisches Ziel. In der Staatsbibliothek in München tauchten vor einiger Zeit Kisten voll mit alten Disketten auf. Ein passender Computer, der die alten Datenträger auslesen konnte, stand dort jedoch nicht mehr zur Verfügung. Da sprang Prof. Borghoff mit seiner Hardware ein und machte "die Daten wieder lesbar".

Große Unternehmen seien sich des Problems wesentlich stärker bewusst, so Borghoff gegenüber der Welt. Dort würde viel Geld in den Erhalt der Daten investiert werden. In Behörden jedoch spielen die Probleme, die eine Langzeitarchivierung erzeugen keine große Rolle. "Die Datenträger werden einfach abgelegt."

Borghoff und sein Mitstreiter John Zabolitzky, ehemaliger Professor für Physik, wollen mit diesem Projekt Daten auf alten Magnetbändern und Disketten wieder zugänglich machen. Dazu haben sie alte Computer zusammengetragen und teilweise auch wieder in Stand gesetzt. Zwischen Robotron-Rechnern aus der DDR bis zum Home-Computer Klassiker Commodore-64 wurde eine beachtliche Sammlung zusammen getragen.

Ab 1970 habe man das Wichtigste, zum Teil sogar in mehrfacher Ausführung. Aber es gibt Lücken. Auf der Wunschliste stünden zum Beispiel noch Prototypen von Xerox. Der besondere Stolz des sammelbesessenen Professors ist ein IBM-Großrechner aus dem Jahr 1957. Mit diesem Gerät können Lochkarten ausgelesen werden. Die Ausmaße dieses vorsintflutlichen Rechners verdeutlichen, warum die Sammlung in einem Flugzeughangar untergebracht werden muss. Dieser Rechner hat die Größe einer riesigen Schrankwand. Allein der Arbeitsspeicher sei so groß wie ein Fernsehgerät. Dabei hat er nur eine Kapazität von 40 Kilobyte. Er arbeitet nicht mit Schaltkreisen, sondern noch mit einem Röhrensystem.

Der erklärte Lieblingsrechner von Borghoff ist ein Cray der ersten Generation. Mit seiner umlaufenden Sitzbank sieht er aus, wie ein Kachelofen und erzeugt vermutlich auch eine vergleichbareb Temperatur. "Im Rechenzentrum Stuttgart haben sie wohl so einen", wird Borghoff zitiert. Vielleicht kann der Professor den haben, wenn ihn die sparsamen Schwaben nicht mehr brauchen und etwas Geld in modernere Hardware investieren.