Drohnen-Wettrüsten im Nahen Osten

Israel stellte eine große Drohne vor, die Iran erreichen kann, auch der Iran fährt angeblich die Produktion von Drohnen mit großer Reichweite hoch

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Am Sonntag präsentierte Israel einen Prototyp seiner neuen Hightech-Drohnen-Flotte und ist damit dem Erzfeind Iran einen Schritt voraus. Die islamische Republik hat zwar schon länger unbemannte Flugzeuge gebaut, gab aber vor kurzem bekannt, mit der Produktion von Drohnen mit einer Reichweite von 700 km zu beginnen.

Die neue israelische Drohne vom Typ Heron-TP ist mit einer Spannweite von 26 Metern und einer Länge von 24 Metern so groß wie eine Boeing 737. Die 4,5 Tonnen schwere Eitan (hebräisch: stark) kann bis in eine Höhe von 13.000 Metern fliegen und 24 Stunden in der Luft bleiben, was den Persischen Golf und den Iran in ihre Reichweite bringt. "Das Flugzeug bedeutet einen entscheidenden Wendepunkt in der Entwicklung von unbemannten Flugobjekten", sagte der israelische Luftwaffenchef General Ido Nehustan. "Es hat das Potenzial, ganz neue Arten von Operationen durchzuführen."

Die Drohne übernimmt Überwachungsaufgaben, kann feindliche Kommunikationen abhören und stören sowie den Einsatz der eigener Luftwaffe koordinieren. Nicht zu vergessen ist, dass sie auch mit Waffen aufrüstbar ist. Eine ideale Kombination für eine Operation gegen den Iran. Ohne eigene Soldaten zu gefährden, kann man nun die militärischen und nuklearen Anlagen der islamischen Republik ausspionieren und notfalls auch bombardieren.

Über zehn Jahre dauerte die Entwicklung des neuen unbemannten Flugzeugs, das bereits vor einem Jahr bei der Offensive im Gaza-Streifengegen Hamas zum ersten Mal eingesetzt worden sein soll. Palästinensische Augenzeugen hatten mehrfach von Raketen berichtet, die von Drohnen abgefeuert worden seien. Human Rights Watch lieferte im Juni 2009 einen Bericht über sechs solcher Vorfälle, bei denen insgesamt 29 Zivilisten ums Leben gekommen waren.

"Mit der Präsentation der neuen Heron-TP sei ein Traum der Luftwaffe in Erfüllung gegangen", sagte Brigade-General Amikma Norkin, der Kommandeur der Tel Nof Lufwaffenbasis, von der aus die neue Drone eingesetzt wird. Wie groß die Flotte dieser neuen Flugzeuge ist, darüber machten weder der General, noch das israelische Militär irgendwelche Angaben. Auf alle Fälle dürfte die Eitan, wie so vieles andere israelische Militärgerät, ein Exportschlager der eigenen Waffenindustrie werden. Israel ist weltweit der . viertgrößte Waffenexporteur. Zehn dieser neuen Drohnen wurden bereits in die Türkei verkauft. Andere Länder werden sicherlich folgen.

Mit dem neuen Typ von unbemannten Flugzeugen ist Israel dem Erzfeind Iran vorerst noch überlegen. Aber die islamische Republik hat bereits begonnen weiter aufzurüsten. Zum Anlass des 31. Jahrestags der islamischen Revolution im Februar gab das iranische Verteidigungsministerium den Beginn der Serienproduktion von gleich zwei neuen supermodernen unbemannter Flugträger bekannt. "Die beiden Drohnen, Raad und Nazir, können überwachen, aufspüren und mit hoher Präzision angreifen", erklärte der iranische Außenminister Ahmad Vahidi. Eine Woche vor der Bekanntmachung sei ein Prototyp erfolgreich getestet worden. Nach Angaben von Brigadegeneral Aziz Nasirzadeh könnten die neuen Drohnen aufgrund der Verwendung spezieller Baumaterialien von keinem Radar entdeckt werden. Sie sollen auch dazu dienen, feindliche Raketen abzuschießen. Das neue Programm soll die ausgebliebene Lieferung von russischen S-300 Abwehrraketen kompensieren

Im Mittleren Osten hat das Drohnen-Wettrüsten begonnen. In naher Zukunft fliegen mehr und mehr unbemannte Flugzeuge in und über den am Nahost-Konflikt beteiligten Ländern im Spionageauftrag und werden sich dabei wahrscheinlich gegenseitig bespitzeln und abschießen. Im kleinen Rahmen ist das bereits der Fall. Die libanesische Hisbollah schickte bereits mehrfach und erfolgreich iranische Drohnen nach Israel, die erste im Jahr 2004. Mit den neuen, supermodernen Typen, die der Iran sicherlich auch in den Libanon liefert, beginnt eine neue Stufe der Auseinandersetzung. Auch Syrien wird es sich nicht nehmen lassen, bei der islamischen Republik, mit der man 2006 einen militärischen Bündnisvertrag unterzeichnete, einige dieser Drohnen zu bestellen.