Verschnaufpause für E.on & Co.

Abbau der solaren Einspeisevergütung: Wirtschaftsblatt redet Klartext

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Manchmal wundert man sich ja, wenn Wirtschaftsblätter so ganz darauf verzichten, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Das liest sich dann mitunter wie linke Propaganda oder das Pamphlet eines gegen die großen Konzerne ins Feld ziehenden Umweltverbandes.

Ein jüngst im Manager-Magazin veröffentlichter Beitrag ist ein solcher Fall. Unter dem Titel "Solar-Förderkürzung - Warum RWE, Eon und Co. jetzt aufatmen" wurden dort die ganz schnöden ökonomischen Gründe für die von den Ministern Philipp Rösler und Norbert Röttgen geplanten drastischen Einschnitte aufgelistet.

Die wachsende Einspeisung von Solar- und Windstrom schmälert die Gewinne von E.on, RWE & Co. Gut 20 Prozent des Strombedarfs können die Erneuerbaren Energieträger inzwischen bedienen. Insbesondere der Solarstrom drückt den Preis für den Strom in Zeiten besonders hoher Nachfrage. Die liegt nämlich am späten Vormittag und um die Mittagszeit, wenn die Sonne am meisten Strom liefert. Inzwischen ist Solarstrom selbst im Winter oft in der Lage, die Spitzen abzudecken.

Um drei Euro habe sich der Preis pro Megawattstunde Spitzenlaststrom im vergangenen Sommer durch die Solarenergie durchschnittlich verbilligt schreibt das Blatt. Das werfe die Kalkulationen der Konzerne erheblich durcheinander, die es gewohnt waren, ihr Geschäft mit teurem Strom zu machen. Immer öfter müssten stattdessen Kraftwerke runtergeregelt werden. Dadurch werde die Rentabilität der Großkraftwerke in Frage gestellt. Eventuell komme da die Kürzung der Solarförderung gerade noch rechtzeitig.

Andernfalls würden sich vermutlich die Investitionen in neue Braun- und Steinkohlekraftwerke nicht rentieren. Insbesondere Gaskraftwerke lohnten sich jetzt schon kaum noch. Aber zum Glück für die Konzerne kann das rasche Wachstum der Erneuerbaren nun erst einmal deutlich ausgebremst werden. Vielleicht. Wenn Bundesländer und CDU-Hinterbänkler nicht doch noch die Kahlschlagpläne des Minister-Duos entschärfen. Die christdemokratische Ministerpräsidentin von Thüringen, Christine Lieberknecht, hat jedenfalls schon mal Diskussionsbedarf angekündigt.

Interessanter Weise kann sich der Autor des Manager-Magazins auch den Hinweis nicht verkneifen, dass die Stromkonzerne nun demnächst zum Empfänger von EEG-Subventionen werden. Die Bundesregierung favorisiert den Ausbau von Windparks auf dem Meer. Deren Strom wird nach der nächsten Runde der Vergütungsreduktion teurer als die Fotovoltaik-Konkurrenz sein. Die ministeriellen Streiter wider den teuren Ökostrom scheint das allerdings nicht zu stören, was daran liegen könnte, dass das Geschäft auf hoher See von den richtigen Gesellschaften und nicht von einfachen Bürgern und ihren Genossenschaften gemacht wird.

Schade nur, dass der Ausbau vor der Küste ein ums andere Mal stockt. Unter anderem lassen sich die Netzbetreiber reichlich Zeit mit den Netzanschlüssen - und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die gleichen Stromkonzerne, die in Norddeutschland lange den Netzausbau für die Windkraftanlagen an Land verschleppt haben, sich nun, da sie die Netze verkaufen mussten, auf der anderen Seite des Problems wiederfinden.