Mexikanische Drogenmafia greift erstmals zur Autobombe

Der Terror der Autobombe kehrt vom islamischen Terror zurück an den Ursprungsort

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In Mexiko herrscht Bürgerkrieg. Die mit viel Geld und Macht ausgestatteten Drogenbanden fordern die staatliche Macht heraus, die seit Jahren auch militärisch im Inneren gegen die "Aufständischen" vorgeht. Mexiko nähert sich dem Zustand eines "failed state". Zwar geht es hier derzeit nicht um einen politischen Aufstand, die Gewalt und der Terrorismus gehen vom organisierten Verbrechen aus, das große Teile Mittelamerikas im Griff hat, vielfach auch dank des US-amerikanischen "Kriegs gegen die Drogen".

Schaut man auf die Zahl der Opfer der Gewalt, dann beginnt Mexiko Afghanistan oder dem Irak zu gleichen, vor allem in den Grenzgebieten zu den USA. Drogenschmuggel ist sicherlich der primäre Grund für die Kämpfe um Einfluss und freie Bahn, aber auch Waffen- und Menschenschmuggel machen es profitabel, die Transitwege zwischen den USA und Mexiko zu beherrschen, zumal die USA mit dem Bau der großen Mauer und einer verschärften Grenzüberwachung versucht, diese zu kappen. Doch die Dialektik ist, dass die organisierten Banden desto mächtiger werden, desto schwieriger der Schmuggel wird.

Die Gewalt, die die Drogenbanden entfesseln, ist hemmunglos. Kein Wunder, dass sie den islamistischen Terroristen nacheifern, die das Reich Allahs in der Welt sauber bomben wollen. Gerne werden in Mexiko schon einmal abgeschlagene Köpfe präsentiert, um für Abschreckung zu sorgen. Meist tragen die Banden ihren Kampf um die Territorien zwar untereinander aus, aber ebenso sehr kämpft man natürlich auch mit der Staatsmacht. Man platziert Leichen an den Straßen und greift auch schon mal Feiern an, um wahllos alle Anwesenden zu töten. Im nordmexikanischen Torreon sind gerade einmal wieder Auftragskiller in eine Party eingedrungen und haben mit Maschinenpistolen 17 Jugendliche getötet und 18 verletzt. Zu befürchten haben die Täter wenig. Meist bleiben sie unbekannt. In Nuevo Laredo wurden gerade in Kämpfen zwischen Polizisten und Drogenleuten 12 Menschen getötet und 21 verwundet.

Und jetzt also erstmals in Mexiko, in der Grenzstadt Ciudad Juárez, wo seit 2009 mehr als 4.000 Menschen getötet wurden, eine gezielt eingesetzte Autobombe. Die Bande lockte Polizisten und Sanitäter zu einem Auto, in der eine Bombe vermutlich mittels eines Handys gezündet wurde. Edin verwundeter Mann wurde in eine Polizeiuniform gesteckt, dann rief man die Polizei an, dass ein Polizist angeschossen wurde. Die an sich relativ harmlose10-kg-Bombe wurde gezündet, als sich Polizisten und Sanitäter näherten. Vier Mensche starben, einige wurden verletzt. Ein Graffiti an einem Einkaufszentrum drohte: "Wir haben mehr Autobomben."

Mit einer Autobombe haben Islamisten bereist 1993 versucht, das WTC zu sprengen, was ihnen schließlich 2001 mit gekaperten Flugzeugen gelungen ist. 1920 explodierte vermutlich die erste Bombe, die in einem Fahrzeug angebracht wurde, in einer Stadt ( Autobomben als billige Massenvernichtungswaffen). Allerdings handelte es sich um keine Autobombe. Die anarchistische "Propaganda der Tat" erfolgtge durch einvPferdefuhrwerk, das Mario Buda in New York vor dem Gebäude von J. P. Morgan abstellte, um gegen die Inhaftierung der Anarchisten Sacco und Vanzetti zu protestieren. Gleichwohl ging es nicht mehr um einen Anschlag gegen eine Person, sondern gegen zufällig anwesenden Passanten. Das mit Dynamit beladene Fuhrwerk riss 40 Menschen mit in den Tod.

Jetzt also stehen die Autobomben, die kaum zu verhindern sind, vor den Toren der USA – und wahrscheinlich werden sie auch in Europa einziehen. War um zu chemischen, biologischen oder nuklearen Mitteln greifen, wenn das Vernichtende und Aufmerksamkeitserregende so nahe ist. Allerdings würde es in den europäischen oder amerikanischen Städten ungemütlich werden, wenn jeder Zeit mit einer Autobombe gerechnet werden müsste. Wer kann, würde sich wie einst vor der Pest aufs Land verziehen.