Das Drehen der amerikanischen Schraube gegen Assange

Will man Bradley Manning zu Aussagen bringen, die eine Auslieferung Assanges erleichtern?

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Zwar würden Quellen aus britischen Diplomatenkreisen beteuern, dass es keine "substantiellen Gespräche" mit den USA über eine Auslieferung Julian Assanges gebe, so der Guardian, aber der Bericht der britischen Zeitung zeigt zugleich, welche Spuren für eine mögliche Auslieferung bereits gelegt werden.

Dass man Assange vor ein amerikanisches Gericht bringen möchte, auch wenn dies offiziell nicht bestätigt wird, dafür listet die Zeitung einige Anhaltspunkte auf: die Anhörung eines Kongressausschusses, der wissen wollte, ob Assanges Aktivitäten unter das Spionage-Gesetz ("1917 Espionage Act") fallen könnten und den wachsenden Konsens unter US-Verfassungsrechtlern, wonach ein Anklagepunkt gegen den WikiLeaks-Chef gefunden werde. Währenddessen sprechen Assanges Anwälte gegenüber Medien bereits davon, dass ihres Wissens nach in Virginia eine Grand Jury bereits über Gründe für die Auslieferung Assanges berate. Dies hatte auch Assange gestern geäußert:

"We have heard today from one of my US lawyers that there may be a US indictment for espionage for me coming from a secret grand jury investigation."

Das US-Justizministerium verweigerte allerdings einen Kommentar zur Sache, so der Independent.

Als entscheidenden Punkt für die Anklage stellt der Guardian-Bericht, ebenso wie der gestrige New York Times-Bericht heraus, ob man Assange nachweisen kann, dass er Bradley Manning in irgendeiner Weise zu dessen Datenweitergabe angestiftet oder ihn dabei unterstützt habe (siehe dazu "Verschwörung" - der Haken, mit dem Assange in die USA geholt wird?).

Möglicherweise, so spekuliert der Independent, kommt dabei dem "früheren Hacker" Adrian Lamo eine Schlüsselrolle zu. Lamo soll dem FBI Hinweise darauf gegeben haben, dass Assange Bradley Manning beim Herunterladen der Daten mit einem "encrypted internet conferencing service" geholfen habe und einem Server zum Uploaden der Daten auf Wikileaks. Laut New York Times hat das FBI über Lamo bereits eine Festplatte, auf der sich ein Chat-Transcript über einen Austausch zwischen Lamo und Manning befindet ( Auszüge daraus). Gut möglich, dass sich dort etwas finden lässt, was dem US Attorney General, Eric Holder, gefällt.

Bradley Manning, der unter harten Bedingungen inhaftiert ist, geht es gesundheitlich sehr schlecht, wie Freunde und Bekannte mitteilen; der Independent-Bericht legt nahe, dass man Manning vielleicht mit der Aussicht auf Hafterleichterungen zu Aussagen bringen könnte, die eine Auslieferung Assanges erleichtern.

Dem Argument, wonach Assange im Sinne des "1917 Espionage Act" schlecht für eine Veröffentlichung angeklagt werden könnte, wenn man nicht auch gleichzeitig die New York Times dafür anklagen würde, versucht man übrigens gerade in US-Kongressdiskussionen damit zu entgegnen, dass +wired/index+(Wired:+Index+3+(Top+Stories+2)): WikiLeaks kein Medium und Assange kein Journalist ist.