Gedenktag für Opfer religiöser Gewalt

Vor 412 Jahren wurde Giordano Bruno hingerichtet

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Am 17. Februar 1600 wurde der Philosoph Giordano Bruno auf Geheiß des Heiligen Offiziums auf dem Scheiterhaufen hingerichtet, weil er Inhalte lehrte, die der katholischen Kirche nicht gefielen. Heute dient der Italiener Religionskritikern als Symbolfigur. Der Humanistische Verband Deutschland (HVD) und die Evolutionären Humanisten Berlin-Brandenburg (EHBB) erinnern deshalb am Jahrestag seines Todes um 18 Uhr mit einer Gedenkminute am Berliner Denkmal des ehemaligen Priesters an "alle Opfer religiös motivierter Gewalt", von denen es - so Philipp Möller von der Giordano-Bruno-Stiftung - "leider auch heute noch viel zu viele gibt".

Sie finden sich zum Beispiel in Nord- und Zentralnigeria, wo die Salafistensekte Boko Haram Zuwanderer aus dem Süden mit Sprengstoffterror und Massenmord zu vertreiben versucht, in Saudi-Arabien, wo einem Journalisten wegen drei philosphisch-zweifelnden Tweets die Hinrichtung droht, in Australien, wo die "Church of Scientology" beschuldigt wird, ein Kinderarbeitslager zu unterhalten, in denen die Opfer lediglich Scientology-Bücher zu lesen bekommen, oder in der Dominikanischen Republik, wohin religiöse Extremisten aus den USA ihre Kinder gegen deren Willen verfrachten, um sie in Umerziehungsanstalten von ihrer Homosexualität zu "kurieren". Das Berliner Giordano-Bruno-Denkmal befindet sich an der Potsdamer Straße / Ebertstraße am Eingang zum S-Bahnhof Potsdamer Platz. Teilnehmer sind aufgefordert, eine Blume mitzubringen.

In anderen Städten finden Partys zum Gedenken an Giordano Bruno statt: Unter anderem in Hamburg, Frankfurt, Bochum, Bayreuth und Rom. Ein Zentrum ist Wien, wo das Gedenken bereits um 10 Uhr mit einem Frühstück im Café Landtmann beginnt und mit einem "Vernetzungstreffen im Ambiente atheistischer Kunst" in der Galerie Alma um 15 Uhr, einem Giordano-Bruno-Feuer auf der Papstwiese um 17 Uhr, einer Cocktailstunde in der Sky-Bar um 19 Uhr und einem Philosophikum im Leo um 20 Uhr weitergeht. Organisiert werden die Veranstaltungen vom österreichischen Künstler Dietmar Schoder, dem "die Befreiung des selbständigen Denkens […] bemerkenswerter [erscheint] als die Geburt und der Tod eines Tischlers, der meinte, der Sohn Gottes zu sein".