Der intelligente Ernährer?

Studie: Wenn der erwachsene Nachwuchs zur Intelligenz der Eltern befragt wird

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Erwachsene Kinder schätzen die Intelligenz ihrer Väter höher ein als die der Mutter. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und der Universität Granada unternommen wurde. Bemerkenswert daran ist, dass der Studie die Fragestellung unterlag, weshalb Männern gegenüber Frauen in "nahezu allen Befragungen" eine höhere Gesamtintelligenz zugeschrieben werde.

Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, wandten sich die Sozialwissenschaftler unter der Leitung der Berliner Professorin Tuulia Ortner, die "(Geschlechter-)Fairness diagnostischer Methoden" als einen ihrer Forschungsschwerpunkte nennt, an insgesamt 400 Studierende in Berlin und in Granada, um sie nach ihren Einschätzungen zur Intelligenz ihrer Eltern zu befragen. Die Studenten beantworteten Fragen zur allgemeinen Intelligenz der Eltern und nach "spezifischen Intelligenzkomponenten" - als Beispiel dafür wird etwa die Fähigkeit zum logischen Denken erwähnt.

In beiden Ländern schätzten die Befragten die Väter als "etwas intelligenter" ein als die Mütter, was zwar andere Untersuchungsergebnisse bestätigte, aber mit einer neuen Nuance: Die Wissenschaftler nehmen an, dass die Berufstätigkeit der Eltern eine Rolle bei Intelligenzzuschreibung spielte. Dabei ging es weniger um den Beruf an sich, sondern darum, in welchem zeitlichen Beschäftigungsverhältnis Vater und Mutter stehen.

Eine analysierende Gegenüberstellung von vollzeitbeschäftigten und teilzeitarbeitenden Eltern bei der Untersuchung führte die Wissenschaftlern nämlich zur Einschätzung, dass eine Vollzeitbeschäftigung mit einer höheren Zuschreibung von Intelligenz verbunden ist.

Die Ernährerrolle des vollzeitbeschäftigten Elternteils, in der vorliegenden Untersuchung hauptsächlich Väter, lasse ihn in den Augen des Nachwuchses als intelligenter erscheinen.

Studienautorin Tuulia Ortner erklärt dies damit, dass es "gut möglich" sei, "dass durch die Berufstätigkeit auch die Interaktion der Eltern beeinflusst ist und Kinder und Jugendliche aus dem Umgang der Eltern untereinander lernen". Dass die Ernährerrolle des Vaters einen entsprechenden Eindruck auf das Kind mache, sei ein "möglicher Mechanismus", nachträglich allerdings schwer zu überprüfen. Umgekehrt könnten Mütter mit Vollzeitjob von einer Zuschreibung profitieren, die eine solche Beschäftigung mit einer maskulinen Geschlechterrolle assoziiert.

Man darf gespannt sein, wie sich das in Zukunft entwickelt. Einstweilen kann man über die Gleichsetzungsoperationen - Vollzeitbeschäftigung ist männlich ist intelligent - nachsinnen und sich über die daraus resultierende unfreiwillige Komik mancher Erkenntnisse aus der Studie freuen:

"Das heißt, Väter mit einem Halbtagsjob werden von den eigenen Kindern als weniger intelligent eingestuft."