Deutsche Bank 2008 mit Rekordverlust

Commerzbank plant offenbar mit de Hypo Real Estate (HRE) eine gemeinsame "Bad Bank"

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Die Deutsche Bank hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 3,9 Milliarden Euro eingefahren. Allein im vierten Quartal 2008 lag das Minus bei 4,8 Milliarden, teilte das größte deutsche Geldinstitut in Frankfurt am Main mit.

Allerdings sollte man bei diesen Zahlen, die Bankchef Josef Ackermann vorgelegt hat, nicht vergessen, dass sie über neue Bilanzierungsregeln herbeigerechnet wurden. Nach den neuen Regeln besteht keine Pflicht mehr, Wertpapiere zu aktuellen Marktpreisen zu bewerten. Nach den alten Regeln wäre der Verlust noch deutlich höher ausgefallen und weiterer hoher Abschreibungsbedarf entstanden, womit sich die angespannte Eigenkapitalsituation der Bank weiter verschlechtert hätte.

Unklar ist, wie die Bilanz nach den alten Regeln ausgefallen wäre. Durch Zahlen aus dem dritten Quartal 2008 erhält man eine Ahnung. Ackermann vermeldete nach den neuen Regeln einen kleinen Gewinn, doch nach den alten Regeln wäre es ein Verlust von fast 850 Millionen und ein Abschreibungsbedarf von 1,2 Milliarden geworden. Unklar ist auch, wie hoch der Bestand an Schrottpapieren der Bank ist. Im dritten Quartal 2008 bezifferte die Bank den Bestand an "Level-3-Assets", also an unverkäuflichen Wertpapieren und Krediten, auf stolze 92 Milliarden Euro. Diese Summe übersteigt ihre Marktkapitalisierung um ein Sechsfaches und es gibt gute Gründe zur Annahme, dass sie im vierten Quartal noch deutlich gewachsen ist. Die von Ackermann vorgelegte Bilanz verschleiert diesen Umstand und die reale Vermögenslage aber. So muss auch der positive Ausblick von Ackermann erneut mit großer Vorsicht genossen werden. Er erklärte, die Bank habe im Januar Erträge von 2,8 Milliarden Euro erwirtschaftet. "Dies stimmt uns bei aller gebotenen Vorsicht zuversichtlich für 2009." Er fügte an: "Wir müssen weder den Staat noch den Staatsfonds um Kapital bitten." Das ist ein schlechter Witz, denn die Bank kann die geplante Übernahme der Postbank nicht mehr selbst schultern, weshalb der Staat über die Deutsche Post über die Hintertür einsteigt.

Die teilverstaatlichte Commerzbank plant nun eine Bad Bank, Bad-Bank-Commerzbank-plant-M%FCllkippe/470239.html: berichtet die Financial Times Deutschland und bezieht sich auf interne Quellen der Bank. Geprüft werde die Auslagerung fauler Wertpapiere in Milliardenhöhe. "Damit ist die Commerzbank Vorreiter", resümiert die FTD. Bei den "laufenden Diskussionen" gehe es vor allem Papiere der Tochter Eurohypo, die in der Staats- und Immobilienfinanzierung aktiv sei. Konkrete Beschlüsse gebe es aber noch keine. Interessant ist auch die Meldung, dass es sich um ein gemeinsames Institut mit der HRE handeln könnte. Darüber stünden die beiden Institute schon mit der Bundesregierung im Gespräch, so das Handelsblatt heute. In der Bad Bank sollen Teile der HRE und der Eurohypo gebündelt werden, um die Bilanzen der Commerzbank und HRE von den toxischen Wertpapieren der Tochtergesellschaften zu bereinigen, schreibt die Zeitung mit Bezug auf Finanz- und Regierungskreise.

Tatsächlich ist die Commerzbank aber kein Vorreiter. Praktisch wurde von der HypoVereinsbank in der HypoRealEstate (HRE) längst eine Bad Bank geschaffen, wobei das Kind nur nicht beim Namen genannt wird. Den Bankern ist mit ihren Schachzügen gelungen, die wertlosen Papiere des Immobilienfinanzierers beim die Steuerzahler abzuladen. Statt den anfänglich geforderten 35 Milliarden wurden derweil schon 92 Milliarden Euro Staatsknete in dem Institut versenkt. Damit nähert man sich einstigen Prognosen, wonach das Institut 100 Milliarden benötigt. Doch ein Ende der Finanzspritzen ist weiterhin nicht in Sicht, die Bundesregierung debattiert über die komplette Verstaatlichung der HRE.

Ein Spitzentreffen in Berlin brachte gestern noch keine Entscheidung. Ein Gesetzentwurf, der den Bankenrettungsschirm der Regierung nachbessern soll und auch die Frage der Verstaatlichung von Banken beinhalten könnte, solle "in einigen Wochen" vorliegen. Der Arbeitsentwurf aus dem Finanzministerium sieht auch die eine Enteignung der Altaktionäre gegen eine angemessene Entschädigung vor. Fragt sich nur, warum eine Entschädigung für ein wertloses Institut gezahlt werden soll, in das Milliarden an Steuergeldern gepumpt werden müssen, um den Kollaps zu verhindern.