Verbraucher wollen Energiewende

Umfrage zeigt: Steigende Strompreise werden akzeptiert, sofern der Grund die Energiewende ist

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Wenn es gegen den Ausbau der erneuerbaren Energieträger geht, drohen die großen Energiekonzerne und ihre Lobbyisten in den Parteien immer wieder mit steigenden Strompreisen. Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie holt bei Gelegenheit gern das Schreckgespenst hervor. So zuletzt in der Debatte über die Rücknahme der Laufzeitverlängerung der AKW im letzten Frühjahr.

Die Mehrheit der Verbraucher lässt sich davon allerdings nicht beeindrucken. Eine vom Verband der Kommunalen Unternehmen (VKU) in Auftrag gegebene repräsentative Meinungsumfrage ergab, dass 61 Prozent der Befragten bereit sind, für den Umbau der Energieversorgung höhere Strompreise in Kauf zu nehmen. Dabei korrelierte diese Bereitschaft - wenig erstaunlich - mit der Höhe des Nettoeinkommens: Je höher dieses ist, desto größer auch die Akzeptanz steigender Strompreise, sofern diese dem Wohle der Umwelt dienen.

Eine knappe Mehrheit würde außerdem Windräder in umittelbarer Nachbarschaft begrüßen. Das sind schlechte Nachrichten für alle jene, die uns im letzten Jahr einreden wollten, der deutsche Michel sei - quasi über Nacht - vom Überangepassten zum Wutbürger mutiert, der ohne Sinn und Verstand gegen jedes Infrastrukturprojekt demonstriert. Die Erfahrung mit konkreten Windparkprojekten zeigt, dass die Akzeptanz vor Ort noch deutlich steigt, sofern die Bürger echte Vorteile in Form von Einnahmen für ihre Gemeinde oder auch eigener Beteiligungen bekommen.

In einem weiteren Fragenkomplex ließ der VKU von Forsa erfragen, wie die Verbraucher zu den Energieversorgern stehen. Ergebnis: 43 bringen den Stadtwerken, die meist im VKU organisiert sind, großes Vertrauen entgegen. Von den großen Konzernen (RWE, E.on, EnBW und Vattenfall) sagen das hingegen nur 13 Prozent.

Stadtwerke werden offenbar von vielen als bürgernah und kundenfreundlich empfunden. Ob das allerdings eine echte Wahrnehmung oder nur Wunschdenken ist, bleibt unklar. In vielen Städten sind die kommunalen Unternehmen inzwischen verschwunden und in den Besitz großer Konzerne übergegangen, wie etwa in Berlin, Bremen und Hamburg. Oder sie gebärden sich wie die Mannheimer MVV AG selbst wie ein selbstgefälliger Konzern, der sich in anderen Städte, wie etwa in Kiel, einkauft und dort die Energiepolitik diktiert.