Arbeitskampf: Druck machen mit angedrohter Sprengung?

Die Vertretung von Angestellten eines französischen Autozuliefererbetriebs, der gerade abgewickelt wird, droht mit der Sprengung des Werkes, falls sich die Großkunden Peugeot-Citroen und Renault zu keiner Abschlagszahlung bereit erklären

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Diese Franzosen...Man stelle sich die Konfliktstrategie in Deutschland vor: Der Belegschaftssprecher und Gewerkschaftsrepräsentant eines Automobilzulieferbetriebs, der gerade abgewickelt wird, droht den Hauptkunden, großen Konzernen wie Renault-Citroen und Peugeot, mit der Sprengung des Zulieferwerkes. Dort lagern georderte und bereits hergestellte Teile im Wert von 2 Millionen und eine neue Maschine von Renault mit etwa dem gleichen Schätzwert. Im Radio erklärte der CGT-Delegierte Guy Eyermann, dass man im westfranzösischen Autozuliefererbetrieb New Fabris in Châtellerault (Département Vienne) "Gasflaschen an verschiedenen Orten aufgestellt und miteinander verbunden" habe - das "könnte in die Luft gehen":

"Wenn Renault und PSA (Peugeot-Citroen, Anm. d.Red) uns diese Entschädigung verweigern, besteht das Risiko, dass vor dem 31.Juli alles in die Luft geht (...). Alles ist dafür vorbereitet, dass die Lunte angezündet wird."

Die Drohung findet sich heute in leicht unterschiedlichen Versionen in wichtigen französischen Medien zitiert. Mit "Entschädigung" - i.O. "indemnité", wird auch mit Abfindungen bzw. Abstandszahlungen übersetzt - sind Forderungen in Höhe von 30.000 Euro für jeden der über 300 Angestellten des Zulieferbetriebes gemeint. New Fabris wird seit Juni abgewickelt, die Geldforderungen der Angestellten gründen sich, wie Le Monde berichtet, auf angebliche Zahlungen in ähnlicher Höhe, die bei der Abwicklung eines anderen Zulieferbetriebes, Rencast - ebenfalls spezialisiert auf Aluminiumteile und ebenfalls der italienischen Zen-Gruppe zugehörig - bezahlt wurden. Rencast wird seit März abgewickelt. Das Insolvenzverfahren von New Fabris wurde am 16.Juni vom Handelsgericht in Lyon verkündet. Seither wird der Betrieb von den Angestellten besetzt.

"Wir wollen nicht bis August oder September warten, bis PSA und Renault sich das Material aus dem Lager und die Maschinen aus der Fabrik holt (..). Wenn sie uns nichts geben wollen, werden auch sie nichts holen können.

Die massive Drohung der Angestellten trifft, wie schon zuvor die "vorübergehenden Gefangennahmen von Managern" (siehe Revolution liegt in der Luft) , nicht auf ein unbeugsames Nein auf Seiten der Konfliktpartei, sondern auf Zeichen des Entgegenkommens: Die Chefetage von Renault reagiert laut jüngsten Nachrichten mit einer Einladung zu Verhandlungen am kommenden Donnerstag. Renault und PSA orderten 90 Prozent der Aufträge für New Fabris.

Bisher unbekannt ist jedoch, ob und wieviel Versicherungen im Fall einer Sprengung für die aufgegebene Fabrik erstatten würden: Bei Automobilen zahlen die Halter älterer Modelle teilweise sogar für deren Zerstörung, um so noch ein Geschäft zu machen.