"Kampfradler" mit den eigenen Waffen schlagen

Der Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf will mit 50 Polizisten auf Fahrrädern einer "Verrohung der Sitten" entgegentreten

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In Berlin haben Polizisten und Mitarbeiter des Ordnungsamtes Schwierigkeiten, Fahrradfahrer bei Verkehrsverstößen zur Rechenschaft zu ziehen. Wie man in dieser Filmreportage sieht, können sie sich einer Identitätsfeststellung relativ leicht durch Flucht entziehen. Der Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann hat deshalb bei seiner Polizeidirektion angeregt, dass die Verkehrsüberwachung durch 50 Streifenbeamte auf Fahrrädern verstärkt wird, die Verkehrssündern auch in Bereiche folgen können, die für Kraftfahrzeuge ungeeignet sind.

Dem Sozialdemokraten zufolge ist die "Verkehrssituation" in seinem Stadtbezirk "sehr angespannt". Zahlreiche Bürger beschweren sich über eine "Verrohung der Sitten". Das sieht man auch bei der Polizei so, die Naumanns Vorschlag "wohlwollend aufgenommen" hat und aktuell "mit der Behördenleitung vertieft". Anders als beispielsweise in München gibt es in der Bundeshauptstadt bislang nur einzelne Polizisten auf Fahrrädern und keine festen Fahrradstreifen.

In den letzten Jahren trugen Faktoren wie hohe Benzinpreise, Elektro-Pedelecs, mit dem Mobiltelefon bezahlbare Leihsysteme und auf Geltungskonsum ausgerichtete Geräte und Accessoires dazu bei, dass der Anteil des Radverkehrs vor allem in Städten stark zunahm. Mit ihm stiegen jedoch auch die Beschwerden über Radfahrer, die auf Bürgersteigen Fußgänger anrempeln und umfahren oder rote Ampeln oder Verkehrsregeln ignorieren. Nicht alle Radfahrer sehen ein, dass sie damit Verkehrsteilnehmer gefährden: Das teilweise wie eine [http://www.titanic-magazin.de/news.html?&tx_ttnews[tt_news]=4995&cHash=94e0a7fa1f124b16ff84c9943087fe22 Satire] wirkende Blog Wir sind Kampfradler_innen propagiert beispielsweise offensiv den "Verstoß gegen Regeln", weil Radfahrer, die ihr Vehikel "als Ersatz für das Auto benutzen […], kaum eine andere Wahl" hätten.