Altersschwache Reaktoren

Die Internationale Atomenergieagentur hat einen Bericht geschrieben, in dem auf die Probleme mit den vielen AKW hingewiesen wird, die über ihre ursprünglich geplante Betriebszeit hinaus weiter genutzt werden

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Während die Atomindustrie nicht nur hierzulande, sondern so ziemlich weltweit seit Jahren mit viel Aufwand den Eindruck verbreitet, wir lebten mitten in einer nuklearen Renaissance, stellt sich die Lage nüchtern betrachtet doch ganz anders da: Es werden im Vergleich zum Bestand nur sehr wenige AKW neu gebaut, auch wenn jedes einzelne eines zu viel ist. Aber die bestehenden Anlagen werden immer älter. Wie die Daten der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) in Wien zeigen, laufen bereits 80 Prozent der weltweit 436 kommerziellen Reaktoren 20 Jahre oder länger. Gut 30 sind bereits 40 Jahre oder mehr in Betrieb.

Dabei kann einem schon etwas mulmig werden. Auch den Atomfreunden bei der IAEA scheint bei dem Gedanken an versprödenden Stahl und ähnliches nicht ganz wohl zu sein. Das ist zumindest einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zu entnehmen. Demnach hätten viele Betreiber die Absicht, beziehungsweise bereits damit begonnen, ihre Reaktoren über jene Zeit hinaus laufen zu lassen, für die sie ursprünglich ausgelegt wurden. So stehe es in einem bisher nicht veröffentlichten Berichtsentwurf der Organisation.

Der Report spreche zwar von hohen Sicherheitsstandards und Nachrüstungen, räume aber ein, dass es "Bedenken gibt, ob der alternde AKW-Park die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann". Eines der Probleme, die auftreten können, ist die Versprödung des Stahls des Reaktordruckbehälters, die diesen anfälliger für Risse macht. Ursache ist der Netutronbeschuss aus den Brennstäben. Abgesehen von diesem und anderen Sicherheitsproblemen werden die älteren Reaktoren auch störanfälliger und somit unzuverlässiger als Stromlieferanten.

Der Bericht weist nach Reuters-Angaben ansonsten darauf hin, dass auch die 254 Forschungsreaktoren, die weltweit im Betrieb sind, langsam ins Methusalem-Stadium eintreten. 70 Prozent von ihnen liefen bereits seit mehr als 30 Jahren. Vielfach operierten sie bereits in einem Zeitfenster, für das sie nicht ausgelegt wurden. Forschungsreaktoren_in_Deutschland.png&filetimestamp=20110524192116: Laut Wikipedia stehen auch hierzulande eine ganze Reihe solcher Anlagen herum. Wird eigentlich mal Zeit, sich über einen richtigen Ausstieg aus der Atomenergienutzung zu unterhalten, der auch diese Anlagen mit einbeziehen sollte.