15 Prozent der jungen Menschen in den USA sind von der Gesellschaft abgehängt

Nach einer Studie ist jeder siebte junge Amerikaner nicht in Ausbildung oder in Arbeit, was den Betroffenen und der Gesellschaft teuer zu stehen kommt

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15 Prozent der 16-24-Jährigen in den USA gehen weder zur Schule oder in die Universität, noch gehen sie einer Arbeit nach. Sie sind abgehängt von Ausbildung und Arbeit, nicht mit den "zentralen Strukturen der Gesellschaft" verbunden, so ein Bericht des Social Science Research Council. Das sind immerhin 5,8 Millionen junge Menschen, also fast jeder siebte, 800.000 sind während der Finanzkrise von 2007-2010 hinzugekommen.

Da bekanntlich in den USA die Kluft zwischen Arm und Reich besonders hoch ist und weiter wächst, ist auch der Anteil der ausgegrenzten jungen Menschen besonders hoch. Großbritannien kann mit 13,4 Prozent fast mithalten, auch Österreich (11,4%), Kanada (10,5%) oder Deutschland (9,5%) liegen da nicht so viel besser. Dänemark (5,7%) oder die Niederlande (4,1%) schneiden da besser ab, in den Krisenländern Spanien und Italien mit 17,6 und 19,5 Prozent ist hingegen die Situation für die jungen Menschen noch schlechter als in den USA.

Nicht jeden trifft es gleichermaßen. So sind nur 8 Prozent der Asiaten und 11,5 Prozent der Weißen in den USA "unverbunden", aber 18,5 Prozent der Latinos und 22,5 Prozent der Schwarzen. Normalerweise trifft es im Unterschied zu früher jetzt die jungen Männer (53%) häufiger als die jungen Frauen (47%), nur bei den Latinos sind mehr Frauen nicht in der Gesellschaft vererdet. Von den 800.000 zwischen 2007 und 2010 zusätzlichen "Unverbundenen" waren 638.000 Männer und 194.000 Frauen. Auch daran zeigt sich, dass sich in der Gesellschaft zwischen Männern und Frauen große Veränderungen abzeichnen und Männer ihre traditionell dominante Rolle zunehmend einbüßen.

Von den Großstadtregionen sind am stärksten Atlanta, Riverside-San Bernardino, Detroit, Miami und Phoenix betroffen, Boston, Minneapolis–St. Paul, San Diego, Washington, DC, und Philadelphia schneiden am besten ab, auch wenn hier mit einem Anteil "unverbundener" junger Menschen von um die 10 Prozent die Lage auch nicht wirklich gut ist. Innerhalb der Städte gibt es teils drastische Unterschiede. So liegt der der Anteil "unverbundener" junger Menschen etwa in den Bostoner Stadtvierteln Allston, Brighton, Fenway und Kenmore beei 3.2 Proeznt, in der City of Brockton aber bei 18.4 Prozent.

Der Bericht zeigt, dass Unverbundenheit in den jungen Jahren, verbunden mit fehlender oder geringer Ausbildung, später häufig zu Armut, geringem Verdienst und Arbeitslosigkeit führt und für die Betroffenen und die Gesellschaft teuer kommt. In den USA würden dadurch gut ausgebildete Menschen fehlen, die in der "heutigen globalisierten, wissensbasierten Wirtschaft" mithalten können. Zudem müssen sie mit Steuergeldern unterstützt werden, während "hohen Kosten durch Kriminalität, Gefängnisstrafen und schlechter körperlicher und psychischer Gesundheit" entstünden. Das Risiko sei hoch, dass auch die nächste Generation im selben Teufelskreislauf festsitze. Nach den Schätzungen hätten Sozialausgaben für die "unverbundenen" jungen Menschen mit den fehlenden Steuereinnahmen dem Staat angeblich 2011 93 Milliarden US-Dollar gekostet.

Mit 39 Prozent leben überdurchschnittlich viele "unverbundene" jungen Menschen in armen Haushalten, bei den "verbundenen" sind es 21 Prozent. 33 Prozent habe die Highschool verlassen, bei den anderen haben dies nur 14 Prozent gemacht. Armut verhindert soziale Mobilität nach oben ( Millionär bleibt Millionär). Mit einer dreimal so hohen Wahrscheinlichkeit kommen "unverbundene" junge Menschen aus armen Stadtteilen als aus solchen mit einer geringen Armutsrate. Und die Kluft zwischen den Reichen und Armen in den USA ist in den letzten 25 Jahren deutlich gewachsen. Während die reichsten Haushalt ihr Vermögen durchschnittlich von 9,2 Millionen auf 18,5 Millionen verdoppeln konnten, haben 40 Prozent der Haushalte durchschnittlich zwischen 5.600 und 2.200 US-Dollar eingebüßt. Die reichsten 20 Prozent der US-Haushalte erzielen die Hälfte der Einkommen in den USA, die ärmsten 20 Prozent gerade einmal 3,4 Prozent. Während das Vermögen der 1 Prozent reichsten Haushalte zwischen 1983 und 2007 um 103 Prozent angewachsen ist, sank es bei den 40 Prozent ärmsten Haushalten um 63 Prozent.

"Die USA", so heißt es im Bericht, "machen sehr viel weniger als viele andere Länder, um gleiche Chancen für alle zu schaffen. Das Ergebnis ist, dass die Lebenschancen der Kinder und jungen Menschen in den USA einzig mit den Kapazitäten ihrer Eltern verbunden sind. Die reichen und armen Kinder bleiben trotz des Amerikanischen Traums mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Schicht ihrer Eltern als amerikanische Kinder in der Vergangenheit oder europäische Kinder." Gefordert wird eine stärker sozialpolitische Ausrichtung mit höheren sozialen Ausgaben, um Chancengleichheit für Kinder aus ärmeren Familien und in ärmeren Stadtvierteln zu ermöglichen. Das dürfte, zumal wenn Mitt Romney Präsident werden sollte, keine realistische Hoffnung sein.