Stromnetz und Grundlastkraftwerke verhindern mehr regenerative Energie

AKW-Laufzeitverlängerung als Ende des Einspeisevorrangs für die Erneuerbaren

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Wer sich über stillstehende Windräder selbst bei Wind wunderte, bekam jetzt einen der Gründe dafür von der Bundesregierung genannt. Als Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion bestätigte die Bundesregierung, dass Erneuerbare Energieanlagen "manchmal vom Netz genommen werden müssen". Ein Grund für die zwangsweise "Abregelung" regenerativer Strommengen seien die Verzögerungen beim Netzausbau. 24 Leitungen, für die das Energieleistungsausbaugesetz einen vordringlichen Bedarf festlegt, würden erst verspätet fertiggestellt.

Deshalb würden Erneuerbare-Energien-Kraftwerke zeitweise vom Netz genommen. Bisher findet dies in einer Grauzone statt, in der die vier Netzbetreiber unkontrolliert entscheiden können. Problematisch wird das Ganze, da sie selbst Betreiber von Grundlastkraftwerken sind und sie im Zweifelsfall also zu Gunsten der eigenen Stromproduktion entscheiden und die regenerative Konkurrenz vom Netz nehmen werden. Um Transparenz in diese Vorgänge zu bringen, soll die Bundesnetzagentur jetzt versuchen, detaillierte Informationen zum Einspeisemanagement für die Erneuerbaren Energien zu bekommen.

Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (Iwes) sieht mittlerweile einen "massiven Zielkonflikt". Zwar bestehe nominell ein Einspeise-Vorrang für regenerativen Strom. Das heißt, herkömmliche Kraftwerke müssen vom Netz gehen, wenn erneuerbare Energie den Bedarf decken kann. Allerdings sind Großkraftwerke nicht kurzfristig herunterregelbar. Dass führte, so Jürgen Quentin von der Deutschen Umwelthilfe, dazu, dass im Netz von Vattenfall bereits ganze Windparks abgeschaltet wurden. Die Windparkbetreiber müssen dann zwar für den nicht produzierten Strom entschädigt werden. Dies erledigen die Stromkonzerne aber über die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auf den Endkunden-Strompreis.

Das heißt, die Konzerne verkaufen ihren fossil und atomar erzeugten Strom weiter und schlagen die Kosten für den Verlust an erneuerbarem Strom auf den Strompreis. Rainer Baake von der DUH spricht deshalb vom " Märchen von der Harmonie der Erneuerbaren mit der Atomkraft". Vielmehr sei der Tag, an dem Laufzeitenverlängerungen für AKWs beschlossen werden, "das Ende des Einspeisevorrangs für die Erneuerbaren".