Lernen - idealerweise mit Zeitintervallen

US-Forscher prüften zehn Lernmethoden auf Effizienz. Markieren und Unterstreichen schnitten schlecht ab

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Welche Lerntechniken effektiv sind, das ist in Zeiten, in denen man vom lebenslangen Lernen spricht, nicht nur für Lehrer, Schüler und Studenten interessant. So weckt die Arbeit amerikanischer Lernpsychologen, die in einer Metastudie (PDF) 10 Lerntechniken auf ihre Effektivität und Anwendbarkeit hin bewerten, einige Neugier.

Um es gleich vorwegzunehmen, eine Methode, die Lerninhalte möglichst mühelos in unsere Köpfe transferiert, haben auch Dunlosky, Rawson, Marsh et al. nicht ausfindig gemacht. Vielmehr attestieren sie einer vergleichsweise einfachen und sehr verbreiteten Methode des Lernens mit Texten, dem Markieren ausgewählter Textstellen bzw. dem Unterstreichen, einen geringen Nutzen. Aus sämtlichen Untersuchungen, die sich mit Lernerfolgen durch diese Technik befassen, gehe hervor, dass das Markieren die Leistung kaum erhöhe.

Der Erfolg hänge sehr stark davon ab, wie effektiv die Lernenden die Markierungen setzen können. Einzig bei Personen, die dies beherrschen, und bei schwierigen Texten hätten sich positive Wirkungen gezeigt. Diesen Einzelfällen stehen aber Erkenntnisse entgegen, die auf einen kaum merklichen Nutzen deuten. Bei Tests, die nicht auf direkte Abfrage von Textinhalten abzielen, sondern einen höheren Schwierigkeitsgrad verlangen, habe sich das Leuchtstiftmarkieren sogar als nachteilig erwiesen.

Insgesamt bekommen acht der zehn untersuchten Lernmethoden von den Wissenschaftlern die Bewertung "von mäßigem Nutzen". So etwa die Methode, sich das Wissen etwa mit Warum-Fragen an den Gegenstand näher zu bringen ("elaborative Interrogation") ebenso wie die Wissensaneignung über Selbsterklärungen (PDF). Auch die Methode, sich Inhalte über Zusammenfassungen von Texten einzuverleiben, sei nur für diejenigen brauchbar sei, die das Zusammenfassen gut beherrschen und zudem sehr zeitaufwendig. Der allgemeine Nutzen sei gering.

Beschränkten Nutzen attestieren die Wissenschaftler auch dem Lernen über das Memorieren von Schlüsselbegriffen wie auch dem Lernen über bildhafte Vorstellungen ("Imagery use"). Allerdings wird hier angemerkt, dass sich die bildhafte Vorstellung bei dafür geeigneten Texten und, wenn es auf das Gedächtnis ankommt, tatsächlich das Lernen verbessern kann. Da die Anwendung beschränkt ist, wird der Methode allerdings keine großer allgemeiner Nutzen bescheinigt.

Hohen Nutzwert beschieden die Lernpsychologen einer Technik, die die meisten schon aus der Schule kennen, dem Abfragen von Wissen (im Orginal: "Practise Testing"). Wobei hier ein interessante Beobachtung mitgeteilt wird, nämlich dass die Effektivität steigt, wenn das Abfragen eher in größeren Abständen wiederholt wird ("Repeated practice testing produces greater benefits when lags within a session are longer rather than shorter"). Ein Vorteil dieser Technik sei zudem, dass man sie so variieren kann, dass sie für jedes Alter und mit wenig Vorkenntnissen angewendet werden kann. Auch sei der Zeitaufwand dafür gering.

Auch die zweite empfohlene Lernmethode, "Distributed Practice", das zeitliche Verteilen des Lernstoffes, läuft auf eine Entzerrung hinaus, darauf, dass der Wissenserwerb, das Behalten und auch das Verständnis des Gelernten besser vonstatten geht, wenn zeitliches Gedränge vermieden wird. Als Beispiel wird genannt, dass die Lernzeiten für Stoff, der in einer Woche erinnert werden soll, zwischen 12 und 24 Stunden auseinanderliegen sollten. Um etwas 5 Jahre lang zu erinnern, sollten die Lernzeiten 6 bis 12 Monaten auseinanderliegen, wird in der Studie als Beispiel genannt (S. 37). Bei Examensvorbereitungen sei die Zeit zwar begrenzt, aber als Prinzip könne man gelten, dass das längste Intervall, angegeben wird ein Monat oder mehr, ideal sei, um das Kernwissen des Faches zu wiederholen und memorieren. Die Scheibchen-Technik bekommt von den Wissenschaftlern die höchste Effizienznote "high utilty".