Der Zauber der Zahlen

Exakt 640.329 Arbeitsplätze sollen durch das Konjunkturprogramm Obamas gerettet oder geschaffen worden sein.

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Das Weiße Haus meldet, durch das Konjunkturprogramm seien, Stand 30. 10. 2009, exakt 640.329 gerettet oder geschaffen worden. Nun gut, das ist kaum nachprüfbar.

Ausgegeben wurden im Rahmen des Konjunkturprogramms bislang fast 158 Milliarden Dollar. Daraus ließe sich dann ableiten, wie viel der Erhalt oder die Schaffung eines Arbeitsplatzes kostet. Ed Yardeni, der Chefanalyst der Deutschen Bank, hat einmal nachgerechnet, was allerdings die Transparenz, die Obama versprochen hat, zum Nachteil des US-Präsidenten verkehrt. Pro Job hat der Staat, zumindest nach den verwegen genauen Angaben der geretteten und geschaffenen Arbeitsplätze, immerhin 246.436 Dollar investiert.

Nach der Rechnung, die in einem Reuters-Blog wiedergegeben wurde, könnten die Ausgaben schlecht angelegt sein. Der durchschnittliche Jahresverdienst liegt bei 59.867 Dollar. Wenn man das Geld also einfach dazu verwendet hätte, einen Jahresverdienst zu zahlen, hätten 2,6 Millionen Jobs finanziert werden können, also vier Mal so viel.

Allerdings ist diese Rechnung in etwa ebenso krumm wie die Angabe der geretteten oder geschaffenen Arbeitsplätze. Schließlich könnten beispielsweise ja auch Jobs dabei sein, die einmal unterstützt und geschaffen worden sind, aber dann über Jahre hinaus vom Arbeitgeber beibehalten werden. Andererseits könnte es sich natürlich auch um Jobs handeln, die nur Bestand haben, solange das Geld vom Konjunkturprogramm fließt. Aber man weiß ja, Wirtschaft ist zum guten Teil Psychologie. Konjunkturprogramme gehören da sicher dazu, haben aber auch noch eine magische Seite. Heute wird allerdings mit "realen" Zahlen gezaubert – von der einen wie der anderen Seite.