Wolldecken statt Heizpilze

Die Koblenzer Grünen kämpfen mit unvorhergesehenen Folgen des Rauchverbots

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Seit dem Erlass von Nichtraucherschutzgesetzen dürfen in vielen Gaststätten keine Zigaretten und Zigarren mehr konsumiert werden. Viele Gäste gehen deshalb regelmäßig vor die Tür, um dort zu rauchen. Das sehen mittlerweile nicht mehr nur lärm- und geruchsgeplagte Anwohner als Problem, sondern auch die Koblenzer Grünen. Die Partei, die strenge Rauchverbote besonders eifrig befürwortete, stört sich jetzt daran, dass Wirte im Winter so genannte "Heizpilze" aufstellen – mobile Wärmespender, die mit Strom oder Propangasflaschen betrieben werden.

Der Stadträtin Andrea Mehlbreuer zufolge stößt ein Heizpilz im Jahr so viel CO2 aus wie ein Auto oder ein Einfamilienhaus. Deshalb will man bei der Ratssitzung am Freitag einen Antrag einbringen, der den Einsatz der Geräte in der "Außengastronomie" über eine Richtlinie oder eine Satzung verbietet, wie dies bereits in mehreren anderen Städten geschah. Das soll dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Nils Wiechmann nach "deutlich machen, dass Klimaschutz wichtig ist". Weil der Koblenzer Oberbürgermeister Joachim Hofmann-Göttig von der SPD mit wechselnden Mehrheiten regiert und ein Antrag der Grünen auf ein Verbot von Heizpilzen schon einmal im Stadtrat scheiterte, ist eine Ablehnung des Antrags jedoch wahrscheinlicher als seine Annahme.

Das könnte auch daran liegen, dass die "umweltfreundliche Alternative für Frischluft liebende Gäste", zu der die Koblenzer Grünen den Wirten in dem Antrag raten, beim ersten Lesen ein wenig an Thilo Sarrazin erinnert, der Geringverdienern und Hartz-IV-Empfängern einen zusätzlichen Pullover empfahl, wenn sie die Heizkosten nicht bezahlen können: Wolldecken, die auf Stühlen und Bänken ausgelegt werden sollen. Hans-Joachim Mehlhorn vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga ist dieser Idee trotzdem nicht grundsätzlich abgeneigt und hat in der Vergangenheit sogar schon Decken mit Dehoga-Logo anfertigen lassen, die bei anderen Wirten allerdings nur begrenzten Absatz fanden. Die Gäste in Mehlhorns eigenem Betrieb nahmen die Decken dagegen gut an.