Krankgemeldet in den Luxusurlaub

Warum die CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl bei der Abstimmung über den Türkeieinsatz der Bundeswehr fehlte

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Nürnbergerin Dagmar Wöhrl sitzt seit 1994 für die CSU im Bundestag. Dort ist sie nach § 13 Absatz 2 der Geschäftsordnung verpflichtet, an Sitzungen teilzunehmen. Urlaubsreisen müsste sie deshalb grundsätzlich während der Parlamentsferien machen. Diese Parlamentsferien sind zwar für Normalarbeitnehmerverhältnisse ausgesprochen großzügig bemessen - aber nicht so großzügig, dass die Weihnachtspause 2012 schon am 13. Dezember begonnen hätte.

An diesem Tag stimmte der Bundestag namentlich darüber ab, ob Patriot-Raketen und Bundeswehrsoldaten an der syrischen Grenze stationiert werden. Trotzdem blieb die Bundestagsabgeordnete dem Plenum fern und reiste am 14. Dezember nach Frankfurt und von dort aus nach Sri Lanka und nach Thailand, wo sie bis zum Dreikönigstag weilte. Beim Bundestagspräsidenten Norbert Lammert hatte sie sich am 13. Dezember mit der Begründung abgemeldet, sie leide unter einer "akuten gesundheitlichen Einschränkung", weshalb sie die nächsten beiden Tage nicht an Sitzungen und Abstimmungen teilnehmen könne.

Als die Presse die 58-Jährige damit konfrontierte, meinte Wöhrl, sie habe sich wegen einer Knieverletzung "mit Rollstuhl und Krücken" zum Flugzeug schleppen müssen. Im Umkehrschluss heißt das, dass sie mit Hilfe solcher Gerätschaften auch in den Plenarsaal des Bundestages gelangt wäre. Außerdem, so die Abgeordnete, unterstütze ihre gemeinnützige Emanuel Wöhrl Stiftung ein Kinderkrankenhaus und andere Projekte im ehemaligen Ceylon. Ein der Süddeutschen Zeitung vorliegender Reiseplan vermerkt jedoch keine Besuche in solchen Einrichtungen, sondern lediglich in typischen Touristenzielen.

Außerdem zeigte sich die ehemalige Miss Germany davon "überzeugt, dass die verpassten Abstimmungen [ihre] fast 20-jährige Arbeit im Deutschen Bundestag nicht beeinträchtigen", was ihr eine Menge kritischer Kommentare von Bürgern einbrachte. Zu ihren verhältnismäßig wenigen Verteidigern zählte gestern der Rechtsanwalt und Blogger Marko Dörre: Er twitterte unter Hashtag-Rückgriff auf den Film Die Stoßburg: "Ich muss @DWoehrl in Schutz nehmen. Sie war ein tolle Erotikdarstellerin".