Fördert die Beichte Straftaten?

Ein belgischer Bischof, der jahrelang seine Neffen missbrauchte, verweist in einem Fernsehinterview dazu auf das katholische Bußsakrament

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Im letzten Jahr musste der belgische Bischof Roger Vangheluwe zurücktreten, weil der Verdacht aufkam, dass er einen seiner Neffen sexuell missbraucht hatte. Am Donnerstag gestand der katholische Würdenträger in einem Interview mit dem Sender VT4 den 13 Jahre lang andauernden Missbrauch eines seiner Neffen und den kürzere Zeit andauernden eines zweiten ein. Sein Priesteramt, so der heute 74-Jährige, wolle er deswegen aber nicht aufgeben. Vangheluwe bezeichnete die Vorgänge als "ein bisschen Intimität" für das er mehrere zehntausend Euro an einen der Neffen gezahlt habe. Zudem habe er die Vorgänge regelmäßig gebeichtet, was ihn jedoch nicht von deren Wiederholung abhielt.

In einer Beichte gesteht eine Person einem Priester unter bestimmten formellen Voraussetzungen Taten und Gedanken, welche die katholische Kirche als Verfehlungen betrachtet. Anschließend werden dem Beichtenden "Reuegebete" auferlegt und er wird von seinen Sünden losgesprochen. Von dieser Lossprechung sind zwar Delikte wie Hostienschändung und Häresie ausgenommen, nicht jedoch Kindsmissbrauch. Der Priester, der solch ein Bußsakrament durchführt, ist danach auch gegenüber Behörden zum Schweigen verpflichtet.