Dänemark rutscht in die Krise

Das nordeuropäische Land wird von Rezession und Bankenpleiten geplagt

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Gerne wird mit dem Finger auf die sogenannten Pleite-Staaten im Süden Europas gezeigt, die auch PIGS-Länder genannt werden. Dass das I, das einst für Italien stand, nun durch das abgestürzte Irland ersetzt wurde, zeigt schon, dass etwas nicht stimmen kann, wenn man nur auf den Club-Med starrt. Immer deutlicher rückt in den letzten Monaten ein Land in den Vordergrund, das schon zu Beginn der Finanzkrise bisweilen in den Schlagzeilen aufgetaucht ist: Dänemark. Denn es war das erste Land, das 2008 offiziell in die Rezession gerutscht war.

Nun ist die Wirtschaft des Landes erneut zwei Quartale in Folge geschrumpft, wie Eurostat kürzlich bestätigt hat. Damit ist neben den Absturzländern Griechenland, Irland und Portugal der Double-Dip auch in Dänemark perfekt.

Dazu kommt nun, dass in Dänemark die Angst vor einer Pleitewelle bei Banken umgeht, nachdem mit der Fjordbank Mors die zweite Bank in diesem Jahr abgeschmiert ist. Die in Nordjütland beheimatete Bank mit 73.000 Kunden ist erst vor einem Jahr aus der Fusion zweier kleinerer Institute entstanden. Nur etwa 450 (dazu gehören die Danske Bank und Jydske Bank) der 73.000 Kunden verlieren Geld, die Einlagen von mehr als 100.000 Euro bei der Fjordbank hatten. Das Institut konnte die Kapitalanforderungen der Finanzaufsicht nicht erfüllen, welche die Eigenkapitalbasis von 9,7 auf 16 % angehoben hat und damit deutlich schärfere Regeln aufstellt, als sie nach Basel III in Europa gelten. Deshalb musste die Bank jetzt unter den Bankenrettungsschirm (Finansiel Stabilitet) des Landes schlüpfen. Schon im Februar musste die Amagerbanken diesen Schritt gehen, womit nun die beiden Institute unter der Kontrolle des Staats stehen.

Die dänische Wirtschaftszeitung "Börsen" befürchtet, dass eine Banken-Pleitewelle droht. Geschätzt wird, dass vier bis fünf weitere dänische Banken derzeit akut gefährdet sind noch einmal die gleiche Zahl an der Schwelle zur Pleitegefahr steht. Der Einschätzung versucht der Direktor der dänischen Nationalbank, Nils Bernstein, zu begegnen. "Die dänischen Banken sind generell gesund und wohlkonsolidiert, und es wurde - und wird - ein großer Einsatz zur Stärkung der Erträge und der Kapitalgrundlagen sowie einer Minderung der Verletzlichkeit der Banken geleistet", sagte Bernstein. Der Notenbank-Chef bezeichnete die Lage der Fjordbank als "bedauerlich", doch er fügte an, dass eine angemessene und ordentliche Abwicklung gesichert sei. Er machte für die Probleme vor allem das Engagement von Banken "außerhalb ihres gewöhnlichen Geschäftsfeldes und geografischen Einzugsgebiets" verantwortlich.

Mit den recht hohen Eigenkapitalanforderungen will Dänemark offensichtlich gegen Exzesse in der Vergangenheit vorgehen und den Markt bereinigen. Dort wird auch anders mit den Pleitebanken umgegangen, als man es in Europa gewohnt ist, denn das Land beteiligt auch die Gläubiger an den Verlusten. Als die Amagerbanken aufgefangen wurde, mussten die einen Schuldenschnitt (Haircut) von 41% hinnehmen. Auch im Fall der Fjordbank müssen sich die Gläubiger nach Angaben der Finanzaufsicht auf einen Haircut einstellen, weil Inhaber vorrangiger Anleihen an den Verlusten beteiligt werden sollen.

Da es den Ratingagenturen nicht gefällt, dass ihre Klientel an Verlusten beteiligt wird, hatte Moody's die Kreditwürdigkeit einiger dänischen Banken schon nach der Pleite der Amagerbanken herabgestuft. Begründet wurde das mit fehlender staatlicher Unterstützung. Doch anders als Angela Merkel und Nicolas Sarkozy lässt sich das kleine Dänemark bei seinem Kurs nicht erpressen, wie Europa in der Frage des notwendigen Schuldenschnitts mit Gläubigerbeteiligung für Griechenland. Im Fall dieses Landes geht man größte Risiken ein, um Banken, Rentenfonds und Versicherungen nicht zu beteiligen und die Schuldenlast teuer voll auf die Steuerzahler abzuladen.