Die Bettwanzen kommen

Eigentlich waren die Wanzen in den Industrieländern weitgehend ausgerottet, seit Jahren sollen sie sich nun in den Städten wieder verbreiten

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Das Internet bietet unendlich viele Möglichkeiten, wie Menschen Informationen sammeln und verbreiten können, die für andere nützlich sein können. Nachdem Maciej Ceglowski einmal vor ein paar Jahren in einem Motel in San Francisco von Wanzen heimgesucht wurde, hat er zumindest für die USA und Kanada die Website Bedbug Registry eingerichtet, so dass Menschen, die auch auf Wanzen gestoßen sind, andere Reisende oder Mieter davor warnen können. Angeblich würden sich Bettwanzen extrem schnell in manchen Städten ausbreiten, und da sie dann auch gerne mitreisen und nur schwer loszuwerden sind, sei es besser, die befallenen Hotels zu meiden.

Auch für Australien berichten Entomologen in der Zeitschrift Environmental Health Australia von einem dramatischen Anstieg der blutsaugenden Parasiten. Zwischen 2001 und 2004 sei die Zahl der bei der Pathologie eingereichten Proben um 400 Prozent angestiegen. Firmen, die Insekten Bekämpfen, sprechen von einem Anstieg bis zu 700 Prozent. Auch aus deutschen Städten wird ähnliches berichtet. Nobelhotels etwa in Berlin oder Hamburg seien befallen. Noch dazu seien die Wanzen zunehmend resistent gegenüber Insektenvernichtungsmittel. Letztes Jahr hat das US-Umweltministerium sogar schon einen Wanzengipfel einberufen ( USA im Krieg gegen Bettwanzen).

Das sei ein weltweites Phänomen, sagen die Insektenforscher, die Gründe wisse man noch nicht. Möglicherweise wird die Ausbreitung durch die steigende Reiseaktivität begünstigt, vielleicht passen die Leute nicht mehr genügend auf. Second-Hand-Möbel, in denen sich Wanzen verstecken können, können auch eine Ursache sein, möglicherweise auch nachlassende Insektenbekämpfung und Hygiene. Ein Grund könnte auch die aufgehende Schere zwischen Armen und Reichen sein, also die verstärkte Gentrifizierung von Stadtteilen.

CNN hat das Thema aufgegriffen und sieht die Ausbreitung der Wanzen als Folge der zunehmenden Verstädterung. Mehr als die Hälfte der Menschen leben bereits in Städten, in den Industrieländern bereits bis zu 90 Prozent der Menschen. Wanzen waren einmal weitgehend aus den Städten der Industrieländer verschwunden und ein Phänomen der armen Länder. Das aber scheint sich geändert zu haben. Und es sind natürlich nicht nur Ratten, die in den Städten und ihren zahlreichen Nischen gedeihen, sondern auch Küchenschaben, Ratten oder Tauben, Füchse oder Mücken, die wiederum gefährliche Krankheitserreger mit sich tragen können.

Ungezieferexperte Clive Boase sagte gegenüber CNN, dass die Bedingungen des modernen Stadtlebens "für die meisten Ungeziefer ziemlich attraktiv" seien: "Wir produzieren Abfall, heizen unsere Wohnungen und spülen Abfall in unsere Kanalisation." Besonders problematisch ist dies in den Städten der Entwicklungsländer, die explosiv und oft unreguliert wachsen. Hier breiten sich etwa Mücken aus, die Menschen beispielsweise mit dem Dengue-Fieber infizieren können. Ihnen reicht, wie Boase sagt, schon eine Tasse Wasser, um sich zu vermehren.