Shell wegen Umweltverschmutzung verurteilt

Niederländisches Gericht verurteilt Tochtergesellschaft, interessiert sich jedoch nicht für die Verantwortung des Mutterkonzerns

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Nigerianische Bauern und niederländische Umweltschützer haben am Dienstag einen wichtigen juristischen Sieg gegen den Ölmulti Shell erzielt. Ein Gericht in Den Haag befand eine Tochtergesellschaft des Konzerns für Schäden verantwortlich, die durch auslaufendes Öl in dem Dorf Ikot Ada Udo im nigerianischen Bundesstaat Akwa Ibom verusacht wurden. Das berichtet die niederländische Organisation Milieudefensie, die ein Zweig des internationalen Netzwerks Freunde der Erde ist und gemeinsam mit den Bauern geklagt hat.

Der britisch-niederländische Konzern wird seit vielen Jahren immer wieder für gravierende Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen kritisiert, die seine Aktivitäten in den Ölfördergebieten im Niger-Delta begleiten (siehe auch Jeden Tag ein Ölunfall, Nigeria: Verbrannte Erde oder Shell soll aufräumen).

Die Menschen in dieser Region, die sich meist von Landwirtschaft und Fischfang ernähren, leiden unter der Verseuchung ihrer Lebensgrundlagen durch Pipeline-Lecks und das illegale Abfackeln von Gas, das bei der Förderung anfällt, aber aus ökonomischen Gründen nicht aufgefangen wird. Gleichzeitig bleibt von dem Reichtum, der mit der Ölförderung erwirtschaftet wird, nichts bei ihnen hängen.

Die Umweltschützer sind mit dem Urteil allerdings nicht rundum zufrieden, da nicht alle Schäden anerkannt wurden. Sie planen daher in die Berufung zu gehen. Auch kritisieren sie, dass nur die nigerianische Tochtergesellschaft SPDC, nicht aber der Mutterkonzern selbst von den Richtern verantwortlich gemacht wurde. Obwohl SPDC zu 100 Prozent dem Konzern gehöre und ihre auf jährlich 1,8 Milliarden Euro geschätzten Gewinne in die Niederlande transferiert würden, reiche das den Richtern nicht. Die hätten einen direkten Nachweis für entsprechende Weisungen aus der Konzernspitze sehen wollen, seien aber zugleich nicht bereit gewesen entsprechende interne Dokumente per richterlicher Anordnung sicherstellen zu lassen. "Offensichtlich erlaubt unser Justizsystem einer Gesellschaft die Gewinne eines ausländischen Tochterunternehmens einzustecken ohne zugleich für die Schäden verantwortlich gemacht zu werden, die durch diese Gewinne verursacht wurden", kommentierte Geert Ritsema, der Milieudefensie in dem Verfahren vertreten hat.

Für die Umweltschützer und Kläger steht fest, dass auch dort, wo die Verschmutzung durch Sabotage verursacht wurde, Shell eine Verantwortung für die Öllecks trage. Die weit verbreiteten Zerstörungen, unter denen die Fischer- und Bauerndörfer im Niger-Delta zu leiden haben, demonstrierten wie dringend ein Übergang von der schmutzigen, von Konzernen kontrollierten fossilen Energiewirtschaft zu sauberen Alternativen sei, die nach den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet und demokratisch kontrolliert werden.