US-Militär gibt Zahl der getöteten Taliban nicht mehr bekannt

Das entspreche der neuen Strategie, bei der der Schutz der Zivilisten Vorrang habe.

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Bislang haben die US-Truppen in Afghanistan zur Demonstration ihrer erfolgreichen Operationen gerne die Zahl der dabei getöteten Taliban oder Extremisten genannt. Zu oft mussten freilich in den letzten Jahren die Zahlen vor allem bei Luftangriffen korrigiert werden, weil die angeblich bewaffneten Aufständischen dann doch teilweise oder ganz Zivilisten waren. Und weil dies immer wieder zur Kritik am Einsatz der US- und Isaf-Truppen führte, wurde bereits beschlossen, Zivilisten möglichst aus der Schusslinie halten, so die Strategie, um das Ansehen der ausländischen Soldaten bei den Afghanen nicht weiter sinken zu lassen.

Gegenüber CNN erklärte Admiral Gregory Smith, dass zur neuen Strategie auch gehöre, die Zahlen der getöteten Taliban und Aufständischen gar nicht mehr zu veröffentlichen. Es sei nun wichtiger, die Afghanen zu schützen, als Militante zu töten, heißt es als Erklärung: "Die Zahl der getöteten Aufständischen hat wenig Bedeutung für das Leben der Afghanen", sagt schrieb der General in einer Email. "Wenn dies tatsächlich der einzige Zweck und die einzige Zählung wären, würde man wahrscheinlich nur die Zeit verlängern, die notwendig wäre, um den Aufstand niederzuschlagen."

In Wirklichkeit geht es darum, wie deutlich wird, den Weg zum "erfolgreichen" Rückzug nicht zu versperren, vor allem aber wohl darum, die durch Angabe von falschen Zahlen und Erfolgen verursachte Kritik an den Einsätzen möglichst gar nicht aufkommen zu lassen. Zudem wären auch Listen von zahlreichen Getöteten nach Jahren des Kriegs nicht gerade als Erfolg zu sehen, wenn der Widerstand eher stärker als schwächer wird, wie dies gerade in Afghanistan geschieht. Und nicht zuletzt will man auch den unter Kritik stehenden Präsidenten Karsai kurz vor den Wahlen ein Stück entgegen kommen, der schon seit Jahren die militärische Strategie vornehmlich des US-Militärs kritisiert, da durch eine hohe Zahl an getöteten Zivilisten die Aufständischen gestärkt würden. Auch im Irak war der "Body Count", dort allerdings auf die Gesamtopfer des Kriegs gerichtet, lange Zeit umstritten, die Strategie wurde immer mal wieder verändert.

Ein bisschen hört sich das so an wie die deutsche Regierung, die in Afghanistan nicht im Krieg sein will, es gebe nur eine Eskalation im Einsatz, weil sich die Situation verändert habe. Admiral Smith erläuterte weiter, dass die US-Truppen Einsätze durchführen, bei denen es nicht darum ginge, "Aufständische zu töten, auch wenn dies oft das Ergebnis ist, sondern darum, Gebiete von den Aufständischen zu säubern und den Menschen eine Möglichkeit zu geben, mit den offiziellen Formen der Regierung Kontakt aufzunehmen und ihr Leben sozial und wirtschaftlich wiederaufzubauen".