Versicherungssumme von 6,09 Billionen für einen nuklearen Katastrophenfall

Nach einer Studie zur Ermittlung der Kosten für die Versicherung von Atomkraftwerken wird klar, warum die Öffentlichkeit die Haftung tragen muss

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Über die Zahlen wird man im Detail streiten können, eine Studie über realistische Versicherungsprämien für Atomkraftwerke macht auf jeden Fall deutlich, was nun auch Fukushima eindringlich vor Augen geführt hat: Atomenergie ist nur so lange "billig" und "sauber", so lange nichts passiert.

Dass die Risiken nicht wirklich kalkulierbar sind, haben weniger Atomkraftgegner, sondern seit jeher die Versicherer klar gemacht, die Atomkraftwerke nicht versichert haben – oder sollte man sagen: die so hohe Prämien verlangen würden, dass Atomenergie schlicht viel zu teuer würde.

Die vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in Auftrag gegebene Studie wurden von den Versicherungsforen Leipzig GmbH ausgeführt, um die angemessenen Versicherungsprämien für Atomkraftwerke "nach versicherungswissenschaftlichen Maßstäben" zu berechnen. In Auftrag gegeben wurde die Studie bereits im letzten Jahr, also vor dem Unglück von Fukushima, das aber nun direkt bestätigt, dass die mit der Atomenergie zusammenhängenden Kosten gerne schlicht herausgerechnet werden und die im Ernstfall, wie dies nun auch in Fukushima der Fall ist, von der Allgemeinheit zu leisten sind.

Während die Betreiber bislang mit 2,5 Milliarden Euro für Schadensersatzansprüche bei einem Unfall haften, sei jedoch durchschnittlich mit einer Schadenssumme von mehr als 6 Billionen Euro für einen nuklearen Katastrophenfall (Super-Gau) zu rechnen - minimal von 150 Milliarden. Berücksichtigt wurden als Ursachen Alterung der KKW, Terrorakt (gezielter Flugzeugabsturz, Angriff mit Panzerlenkwaffen, Sabotage durch Innentäter), Computervirus, menschliches Versagen und Erdbeben.

Bei einer Bereitstellung der gesamten Versicherungssumme sei, so der Bericht, "nach 100 Jahren eine jährliche Versicherungsprämie über den gesamten Zeitraum hinweg in Höhe von 19,5 Mrd. Euro für jedes KKW zu zahlen". Da die Laufzeiten aber deutlich kürzer sind, würden die Prämien noch deutlich teurer ausfallen. Je nach Szenario würden die Versicherungsprämien die Kosten für eine Kilowattstunde zwischen 0,14 Euro bis 67,30 Euro erhöhen.

"Praktisch sind nukleare Katastrophenfälle, die im KKW entstehen, nicht versicherbar", so das Fazit der Studie. Das wird durch die "Kombination aus der fehlenden Größe des Risikokollektivs, der extremen Höhe des erwarteten Maximalschadens und der schwer abschätzbaren Schadeneintrittswahrscheinlichkeit und Schadenhöhen (aufgrund der angenommenen Seltenheit des Schadenereignisses)" abgeleitet.

Björn Klusmann, der Geschäftsführer des BEE, wirbt daher nicht nur für den Austritt aus der Atomenergie, sondern auch mit den "ehrlichen Preisen" der erneuerbaren Energien.: "Sie werden transparent ermittelt und sind dauerhaft bezahlbar. Das muss man berücksichtigen, wenn man über die finanzielle Seite der Energiewende diskutiert."