US-Bundesbehörden gegen Morgan Stanley

Nach dem Abacus-Program von Goldman Sachs knöpfen sich die US-Behörden nun die "Dead Presidents"-Deals der Investmentbank Morgan Stanley vor

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Morgan Stanley soll, wie das Wall Street Journal berichtet, Investoren mit falschen bzw. unvollständigen Angaben zur Übernahme von Risiken bei Eigenheimhypotheken verleitet haben. So wie Goldman bei ihrem von der US-Börsenaufsicht SEC bereits angeklagten Abacus-Deal habe auch Morgan Stanley Wertpapiere eigens dafür kreiert, um gegen den Subprime-Markt zu wetten.

Untersucht werden so genannte "synthetische CDOs", die Morgan Stanley 2006/2007 kreiert und nach den verstorbenen US-Präsidenten James Buchanan und Andrew Jackson benannt hatte. Bei diesen strukturierten Anleihen wurden an Stelle realer Kredite mittels sogenannter Credit Default Swaps (CDS), die gegen eine jährliche Prämie eine Ausfallversicherung bieten, nur die Kreditrisiken bestimmter, auf Eigenheimhypotheken basierender Wertpapiere übernommen.

Inkriminiert wird, Morgan Stanley habe den ("long"-) Investoren in diese Bonds nicht bekanntgemacht, dass Morgan Stanley selbst die ("short"-) Gegenpositionen eingenommen hat. Vermarktet wurde der Deal dann von Citigroup und UBS, wobei die Morgan Stanley Kreditrisiken aus dem eigenen Portfolio an Investoren abgeben konnte, die daraufhin massive Verluste erlitten. Darüber hinaus habe Morgan Stanley weit unter dem damaligen Marktpreis liegende Prämien bezahlt, so dass die Behörden nun annehmen, dass die Investoren bewusst getäuscht wurden.

Die Untersuchung der Bundesstaatsanwaltschaft von Manhattan basiert laut WSJ auf einer Untersuchung, die die SEC im Vorjahr gegen mehr als ein Dutzend Wall-Street-Firmen angestrengt hat. Dabei geht es letztendlich um die Frage, ob die großen Finanzhäuser (und einige Hedge Fonds), als das Debakel am Subprime-Markt absehbar wurde, professionelle, aber offenbar ausreichend unbedarfte Investoren – wie in Goldmans Fall die deutsche IKB - mit illegalen Aktionen dazu verleitet haben, diese Risiken zu übernehmen.

Während ein Sprecher von Morgan Stanley alle Anschuldigungen zurückwies und angab, nichts von der Untersuchung des Justizministeriums zu wissen, müssten die Behörden, so WSJ, zweifelsfrei nachweisen, dass Morgan Stanley in bewusster Täuschungsabsicht agiert habe, um eine Verurteilung zu erreichen. Sollte dies gelingen, dürften noch weitere synthetische CDO-Programme ins Visier der Behörden geraten. Auch die zivilrechtlichen Klagen laufen an. So hat etwa die niederländische Rabobank bereits Klage gegen Merrill Lynch (jetzt Teil der Bank of America) erhoben.