Deutlich erhöhte Zahl von Leukämie-Erkrankungen um Asse

Ein Zusammenhang mit dem Atommülllager kann nach Angaben des niedersächsischen Sozialministeriums noch nicht festgestellt werden

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Kurz nachdem eine Studie festgestellt hat, dass in einem 35-km-Radius um Atomkraftwerke und andere Atomanlagen herum das Geschlechterverhältnis bei den Geburten zuungunsten von Mädchen verändert ist ( "Verlorene Mädchen"), kommt nun eine weitere schlechte Nachricht für die Atombefürworter.

Das niedersächsische Sozialministerium hat gegenüber dem NDR bestätigt, dass um das Atommülllager Asse herum die Zahl der Leukämie-Erkrankungen deutlich über dem statistisch Erwartbaren liegt. Das hatte gestern "Hallo Niedersachsen" berichtet.

Betroffen scheinen vor allem die Männer zu sein. Hier liegt die Zahl der Leukämie-Erkrankungen nach der Auswertung des Epidemiologischen Krebsregisters von 2002-2009 bei 12, statistisch zu erwarten wären jedoch nur 5,6. Bei Frauen wurde eine geringfügige Erhöhung festgestellt, allerdings ist bei diesen ein um das Dreifache erhöhte Risiko für Schilddrüsenkrebs festgestellt worden. Die Gesamtrate für alle Krebserkrankungen ist nicht erhöht. Da die Zahlen anonymisiert sind, ist nicht bekannt, wo die Erkrankungen auftraten und welchen beruflichen Hintergrund die Betroffenen haben.

Thomas Spieker, der Sprecher des Ministeriums, sagte, die Ursache sei noch nicht bekannt. Auch Lebensalter oder Berufstätigkeit könnten das Krebsrisiko beeinflussen. Das Ministerium sicherte dem Landkreis Wolfenbüttel "Transparenz" bei der Untersuchung und Ursachenaufklärung zu. Das Bundesamt für Strahlenschutz will ab nächstem Jahr ein Bevölkerungsmonitoring für die Region um Asse anbieten.

Atomkraftgegner vermuten natürlich einen Zusammenhang mit dem Atommülllager. So glaubt man, dass die Abluft die Menschen hier stärker als im Umkreis von Atomkraftwerken belastet. Asse symbolisiert den sorglosen Umgang mit Atommüll. Hier wurde Atommüll einfach abgelagert, auch Plutonium. Auch Giftmüll konnte man hier entsorgen. Seit langem dringt Grundwasser ein, das Salzstock droht einzubrechen. Für Milliarden muss nun das ehemalige "Versuchsendlager" entsorgt, der Müll geborgen und in ein anderes Lager überführt werden.

Die Nachricht kommt für die schwarz-gelbe Regierung zur falschen Zeit. Heute wird im Bundesrat über die Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke, die Sicherheitsauflagen und die Enteignungsmöglichkeiten bei der Suche nach einem Endlager abgestimmt.