Jörg Asmussen wird Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank

Der Bürokrat gilt seit den 1990er Jahren als Drahtzieher der deutschen Finanzpolitik und als maßgeblich Mitschuldiger an der 2008 ausgebrochenen Krise

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2010 schrieb Jens Berger in Telepolis über Jörg Asmussen: "[Er] war nicht nur einer der Brandstifter bei der Finanzkrise, er war vielmehr in Personalunion auch der Zündholzlieferant." Nun nominierte Finanzminister Wolfgang Schäuble den Staatssekretär, der Gesetze schrieb und die Position seiner Minister bei internationalen Verhandlungen bestimmte wie Sir Humphrey in der Serie Yes Minister, als Nachfolger des am Freitag zurückgetretenen EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark. Dass der dazu entscheidungsbefugte Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker Schäubles Vorschlag annimmt, gilt als reine Formalie.

Die Europäische Zentralbank hatte für Starks Rückzug "private Gründe" angeführt. Als weitaus wahrscheinlicher gilt jedoch, dass er den Inflationskurs der Europäischen Zentralbank, die mittlerweile massenhaft Staatsanleihen von Pleitekandidaten aus dem Euro-Raum aufkauft, nicht länger mittragen wollte. Bereits im Februar hatte sich der ehemalige Bundesbankchefs Axel Weber als Präsident der Bundesbank und EZB-Ratsmitglied zurückgezogen, ein ehemaliger akademischer Förderer Asmussens. Webers Nachfolger wurde der alte Asmussen-Freund Jens Weidmann.