"Es ist gut, wenn ihr Typen euch für den Dschihad vorbereitet"

Die verdächtige Rolle des FBI bei der Abwehr von Terroranschlägen

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Der pro-aktive Einsatz des FBI bei einem "vereitelten Terroranschlag" in Oregon (siehe dazu Terrorabwehr durch Anstiftung zum Anschlag?) ist kein Einzelfall. Das komische Handlungsmuster, wonach die Terrorgefahr erst mit Hilfe von FBI-Agenten zu einer Größe hochentwickelt wird, die das verhindernde Einschreiten des FBI dann auch nötig macht, zeigt sich deutlich in einem Fall, der sich in Kalifornien zutrug.

Wie der Bericht der Washington Post darüber nahelegt, ist auch der kalifornische Fall keine Ausnahme. Jedenfalls ist das Misstrauen der muslimischer Organisationen in Kalifornien gegenüber dem FBI durch den aktuellen "Fall C. M." sehr groß. Mehrere führende landesweite muslimische Organisationen sollen laut Zeitung als Reaktion auf das, was jüngst als Arbeitsmethoden des FBI öffentlich bekannt wurde, jeden Kontakt mit der Behörde ausgesetzt haben, weil sich die muslimischen Gemeinschaften betrogen fühlen.

Umso mehr als das FBI im konkreten Fall - wo es um die Überwachung einer kalifornischen Moscheengemeinde, dem "Islamic Center of Irvine" geht - deren Vertretern wörtlich versprochen hatte, dass man ihnen Bescheid geben würde, wenn man die Moschee und deren Gottesdienste überwachen würde. Die islamische Gemeinde hat die Zusicherung des FBI-Mannes gar auf Video aufgezeichnet: "If we're going to mosques to come to services, we will tell you. The FBI will tell you we're coming for the very reason that we don't want you to think you're being monitored."

Wofür C. M., ein vorbestrafter Geldfälscher, vom FBI angeheuert wurde, womit er wenige Wochen nach dem obigen Gespräch begann, war aber genau das: die Überwachung von Moscheen in Südkalifornien, insbesondere in Irvine - als Glaubensbruder getarnt. In einem Starbuck-Café habe man ihm den Job offeriert, mit der Begründung, dass "der Islam die nationale Sicherheit bedroht". Der neue Mitarbeiter bescherte dem FBI tatsächlich einen größeren Fahndungserfolg: Ein Mann afghanischer Herkunft wurde festgenommen, da er angeblich einen Bombenanschlag plante. Dass der Verdächtige, auf dessen Computer die üblichen Indizien ("jihadist materials") gefunden wurden und dessen Verbindungen Spuren zur al-Qaida legten ("he had wired money to an alleged al-Qaeda financier"), auf das den Verdacht erst auslösende Thema "Bomben" vor allem durch den FBI-Mitarbeiter kam, ist einer der Hauptbegründungen, weshalb ein amerikanisches Gericht den Mann letzlich von allen Beschuldigungen freisprach.

Kurioser Nebeneffekt der Handlungsweise des FBI-Agenten. Der Verdächtige und ein Begleiter hatten den FBI-Mann selbst in Verdacht, ein Terrorist zu sein. Weshalb man über einen Vertrauten beim FBI anrief: "They were convinced this man was a terrorist." Im Nachhinein gab C.M. zu Protokoll, dass er vom FBI dazu angehalten worden sei, Fallen zu stellen. Der Neuangeworbene verrichtete seine verdeckte Arbeit auf dem Gelände der islamischen Gemeinschaft mit sehr viel "offensivem Engagement". So sprach er andere Moscheebesucher mit den Worten an: "It's good that you guys are getting ready for the jihad." Sein seltsames Benehmen erregte Aufsehen, Gemeindemitglieder hegten den Verdacht, dass sie der Mann absichtlich in Situationen locken wollte, in denen sie aussehen würden, als ob sie auf einer Mission wären. Proteste und Klagen gegen den Mann häuften sich und kamen vor Gericht. Schließlich wurde ihm verboten, das Gelände weiter zu betreten.

Da nun auch das FBI auch nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, drohte C.M. die Sache öffentlich zu machen. Es folgte Drohungen und Geschäfte - angeblich "25.000 Dollar Schweigegeld" vom FBI. Trotzdem wurde C.M verhaftet und entschied sich zu einer Klage gegen das FBI, dem er vorwirft, dass er ihm nicht nur die Verhaftung zu verdanken habe, sondern auch einen Messer-Angriff im Gefängnis. Der Fall ist seit September in der Schwebe.