Ehemalige SAS-Soldaten trainieren syrische Aufständische

Deutsche Medien berichten nur sehr zögerlich über Hintergründe des syrischen Konflikts

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Ehemalige Soldaten der britischen Eliteeinheit SAS (Special Air Service) sollen laut Informationen der Zeitung Daily Express syrische Aufständische trainieren. Das Blatt beruft sich auf eine nicht näher genannte Quelle aus dem britischen Militär, wonach die Elite-Soldaten die syrischen Aufständischen im Irak in Sachen Militär-Taktik, Umgang mit Waffen und Kommunikationssysteme schulen.

Demnach sollen bisher 300 der Aufständischen auf diese Weise bereits unterwiesen worden sein. Die Zeitung berichtet weiter, dass jeweils Gruppen von 50 Aufständischen von zwei privaten Sicherheitsfirmen dem militärischen Training unterzogen werden. Die Namen der beiden Sicherheitsfirmen nannte Daily Mail nicht. Doch nicht nur im Irak, auch in Saudi Arabien findet laut Daily Mail ein entsprechend militärisches Training für die syrischen Aufständischen statt.

Bisher galten Hinweise, die hauptsächlich im Internet veröffentlicht wurden und darauf verwiesen, dass die Aufständischen von ehemaligen Soldaten westlicher Armeen trainiert werden, als Gerücht.

Doch bereits vor einigen Wochen wurde deutlich, dass Großbritannien offenbar militärisch stärker in Syrien zugange ist als offiziell zugegeben. Zwei britische SAS-Soldaten gerieten in syrische Gefangenschaft, nachdem sie an der Grenze zum Irak, angeblich auf syrischem Boden, festgenommen wurden. Erst durch Verhandlungen von britischer Seite in der syrischen Hauptstadt Damaskus ließ Syrien die beiden Elite-Soldaten wieder frei.

Mit den jüngst veröffentlichen Hinweisen, wonach syrische Aufständische von privaten Sicherheitsfirmen, denen ehemalige Soldaten eines westlichen Landes angehören, trainiert werden, muss die Frage aufgeworfen werden, ob möglicherweise westliche Staaten über entsprechende Sicherheitsfirmen verdeckt an der Stärkung der syrischen Aufständischen arbeiten, um das syrische Regime zu stürzen.

In der Medienberichterstattung werden die Hintergründe der syrischen Aufständischen nur sehr oberflächlich thematisiert. Die Frage, woher sie Waffen, Sprengstoff und andere militärische Ausrüstung haben, wird weitgehend ausgeblendet.

Als Destillat einer erschreckend eindimensionalen journalistischen Auseinandersetzung mit dem Konflikt in Syrien kann der ARD-Presseclub vom vergangenen Sonntag betrachtet werden. 4 Journalisten diskutierten unter der Leitung von ARD-Programmdirektor Volker Herres unter dem Titel: "Syrien blutet, wir schauen zu - Warum uns Assads Krieg nicht egal sein kann" 40 Minuten lang, ohne auch nur einmal auf mögliche tiefenpolitische Interessen des Westens in der Syrien-Frage einzugehen.

Die Klimax eines fragwürdigen Journalismus war erreicht, als Herres der freien Journalistin Kristin Helberg, die gerade dabei war, über "Milizen" und "Bewaffnete" zu sprechen, eine seiner Meinung nach korrekte Sprachregelung in den Mund legte: Herres wollte, dass die "Milizen" und "Bewaffneten" als "Freien Syrischen Armee" bezeichnet werden (26:10). Mit dieser Bezeichnung wird deutlich, dass auch ein ARD-Programmdirektor es nicht vermag, mit der notwendigen sprachlichen Distanz über die schwierigen Verhältnisse in Syrien zu sprechen. Doch der Titel der Sendung, der durch eine hochgradig emotional aufgeladene Sprache bereits klar die Richtung vorgab, verdeutlicht, dass vom Presseclub an diesem Sonntag keine einem kritischen Journalismus verpflichtende Bewertung der Lage in Syrien vorgenommen werden konnte. Dazu würden auch Informationen darüber gehören, wer die Aufständischen wie genau unterstützt.