Syrische Rebellen führten in Kusseir Massenvertreibung durch

Neues Massaker an Schiiten in der Ölprovinz Deir ez-Zor

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Eine Woche nach der Rückeroberung der westsyrischen Stadt Kusseir durch Regierungstruppen und mit ihnen verbündete schiitische Hisbollah-Milizen aus dem Libanon dringen erste Vor-Ort-Berichte westlicher Reporter an die Öffentlichkeit. Sie zeichnen nach Gesprächen mit zurückgekehrten Bewohnern ein anderes Bild von der zwölfmonatigen Herrschaft der Rebellen in der Stadt, als es im letzten Jahr in europäischen und amerikanischen Medien vorherrschte.

So war bislang kaum bekannt, dass die Salafisten alle Christen (die vor dem Krieg mehr als ein Drittel der Bevölkerung Kusseirs stellten) zum Verlassen der Stadt aufforderten und dieser Forderung Nachdruck verliehen, indem sie mehrere davon verschleppten und zu Tode folterten. Nach der Flucht der Christen plünderten die Salafisten deren Häuser und Geschäfte. Viele davon sollen sie vor dem Wiedereinmarsch der syrischen Armee mit dem Ziel gesprengt haben, ihnen eine Rückkehr so gut es geht zu erschweren. Allerdings lässt sich diese Behauptung insofern schwer überprüfen, als auch massenhaft andere Häuser durch die Kämpfe schwer beschädigt oder zerstört sind.

Zu den Tätern gehören unter anderem Mitglieder der al-Nusra-Front, die sich inzwischen mit irakischen al-Qaida-Terroristen zum "Islamischen Staat Irak und Levante" vereinigte. Als ihren geistigen Führer sahen die Salafisten den von ihnen hinterlassenen Parolen an Hauswänden zufolge den in Saudi-Arabien lebenden Syrer Adnan Muhammad al-Arur. Er hatte Alawiten, die sich einer Machtergreifung seiner Anhänger entgegenstellen, im Juni 2011 über Video angedroht, man werde ihre Körper nach dem Sieg durch Fleischwölfe drehen und an Hunde verfüttern.

Ein anderes Video, das gestern bekannt wurde, zeigt dschihadistische Rebellen aus der Ölprovinz Deir ez-Zor im Osten des Landes, die im Dorf Hatlah die Tötung von 60 Schiiten feiern. Vor Bildern von brennenden Häusern und Leichen heißt es, man habe "alle Häuser der Schiiten in Brand gesteckt" und diese seien "Ungläubige" und "Hunde", denen man mit den Aufnahmen ihr Ende zeige.