Steinbrück wird Kanzlerkandidat der SPD

Steinmeier verzichtet zugunsten des früheren Finanzministers, dem größere Chancen eingeräumt werden

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Heute nachmittag wird Peer Steinbrück offiziell als Kanzlerkandidat der SPD vorgestellt; am Montag soll der neue Kandidat dem SPD-Vorstand vorgestellt werden. Frank-Walter Steinmeier hat seine Kandidatur zurückgezogen. In jüngster Zeit war die Kritik am Kandidaten-Hin-und Her der Sozialdemokraten lauter geworden; die Unentschiedenheit wurde als Erklärung für schlechte Umfrageergebnisse herangezogen. Es verging kaum ein Tag, an dem die Kandidatenfrage von Medien nicht aufgenommen wurde. Die Zeit drängte für die SPD.

Steinbrück schneidet in Umfragen besser ab als Steinmeier; ihm wird Wirtschaftskompetenz unterstellt, was ihn im Wahlkampf gegen Merkel besser positioniert als Steinmeier. Steinbrück wird in der Öffentlichkeit auch nicht ganz so eng wie Steinmeier mit Alt-Bundeskanzler Schröder und dessen Agenda-Politik in Verbindung gebracht, so dass im Wahlkampf nicht allzu viel Schatten von dem parteiinternen Streit über die Schröderschen Reformen auf ihn fallen dürfte (innerhalb der Partei ist Steinbrück im linken Spektrum umstritten). Er wird stattdessen eher mit dem mittlerweile zur Leuchtfigur der SPD erhobenen früheren Kanzler Helmut Schmidt verbunden, dessen ökonomische Kompetenz, die ihm nachgesagt wird, auch auf Steinbrück Glanz fallen lassen soll. Schmidt hatte sich ja schon für Steinbrück ausgesprochen.

Wie im übrigen Europa auch haben es die deutschen Sozialdemokraten schwer, einen unverwechselbaren Kandidaten anzubieten, der eine profilierte dezidierte sozialdemokratische Politik im Programm hat. Die sozialdemokratische Positionen finden sich, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, häufig im Kern auch bei den konservativen Parteien. Steinbrück, so hört man bei den Spatzen, sei kein schlechter Vizekanzlerkandidat. Er habe Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Merkel.