Ölpest: Schadensbekämpfung und Zensur

BPs Katastrophenkapitalismus unter Ausschluß der Öffentlichkeit

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Das Ölexplorationsunternehmen Anadarko Petroleum ist Partner von BP und zu 25 Prozent an der Macondo-Quelle beteiligt. Zwar wird laut BP derzeit mehr Öl aus dieser Quelle, die von der Deepwater-Horizon-Plattform aus angebohrt wurde, abgefangen und abgesaugt als zuvor, dennoch strömt der weitaus größere Anteil nach wie vor in den Golf von Mexiko. Die Schätzungen der Gesamtaustrittsmenge liegen derzeit bei etwa 60 000 Faß, bzw. rund 9,6 Millionen Liter Öl täglich.

Die Schuld an der Ölpest weist Jim Hackett, Chef von Anadarko, eindeutig BP zu: Immer mehr Beweise würden klar aufzeigen, dass das Desaster hätte vermieden werden können. Die Katastrophe sei eine direkte Folge von BPs rücksichtlosen Entscheidungen und Verhalten, so Hackett in einem Statement, in dem er sich "geschockt" über seinen Partner zeigt. BP habe "grobe Fahrlässigkeit" oder "vorsätzliches Fehlverhalten" an den Tag gelegt, was Auswirkungen auf die Verpflichtungen der Partner haben werde. Die juristischen Formulierungen weisen auf den Grund für Hacketts Statement hin: Normalerweise wäre Anadarko auch für 25 Prozent der Kosten verantwortlich, die durch den Ölaustritt an der Macondoquelle verursacht werden. BP reagierte auf diese Darstellung seines Partners mit "scharfem Widerspruch".

Währenddessen veröffentlicht die Watch-Dog Website Wonk Room eine lange Liste von "geheimen Partnern" des Ölkonzerns für das Management der Katastrophe. Dabei handelt es sich um private Vertragspartner, die sich um jeden Aspekt der Schadensbekämpfung kümmern, von Strandreinigung und Callcentern bis zur wissenschaftlichen Bewertung und Aufsicht über erforderliche Maßnahmen. Kommentatoren sehen dafür ein illustres Beispiel für "Katastrophenkapitalismus". BP zeigt sich laut Wonk Room äußerst verschlossen ("notoriously secretive"), was Namen und Aufträge der Firmen dieses Netzwerkes betrifft.

BP, und nicht die amerikanische Regierung, kontrolliere jeden Aspekt der "Response" - dieser Vorwurf war bereits vor einigen Tagen zu lesen. Er stammt von Lokalpolitikern wie von Journalisten, die sich darüber beschwerten, dass BP - mithilfe der US-Küstenwache - den Zutritt zu Stränden verwehrte und die Kontrolle über bestimmte Zonen übernommen habe, die zu Sperrgebieten erklärt wurden. In diesem Zusammenhang wurden Äußerungen laut, die von Zensur sprachen: "Am Golf von Mexiko bestimmt BP, wer die Ölpest zu Gesicht bekommt".