Thatchers Staatsbegräbnis soll privatisiert werden

Eine entsprechende Internetpetition unterzeichneten bereits über 21.000 Briten

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Das politische Wirken der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher ist - vorsichtig formuliert - umstritten. Am 24. August 2008 erreichte die Welt die Meldung, dass sie an Demenz leidet. Am selben Tag hatte der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, der Süddeutschen Zeitung gesagt: "Wir haben bereits in der Weltwirtschaftskrise gelernt, dass der Markt allein es nicht richtet. Aber das ist 75 Jahre her. Und irgendwann ist das Bewusstsein dafür verloren gegangen."

Die von Thatcher eingeleiteten Privatisierungsmaßnahmen hatten nicht immer die versprochenen Auswirkungen, und die Förderung des Finanzsektors, für die die "eiserne Lady" früher gelobt wurde, gilt heute als hochproblematisch. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs gibt der ehemaligen Tory-Vorsitzenden deshalb die Schuld an der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Landes. Das erklärt, warum gerade ein Instrument Aufsehen erregt, das sonst weitgehend unterhalb des Radars der Medien stattfindet: Bis gestern unterzeichneten bereits mehr als 21.000 Briten eine Internetpetition, in der es heißt:

In Übereinstimmung mit der Hinterlassenschaft der großen Lady sollte Margaret Thatchers Begräbnis von der Privatwirtschaft organisiert und finanziert werden. Sie liefert für Verbraucher und andere Akteure die größte Auswahl und die beste Qualität. Die Unterzeichner glauben, dass das Vermächtnis der ehemaligen Premierministerin nicht weniger als dies verdient und dass das Anbieten dieser einzigartigen Gelegenheit ein idealer Weg ist, Staatsausgaben zu kürzen und gleichzeitig die Verdienste einer liberalisierten Wirtschaft (deren Speerspitze Baroness Thatcher war) weiter herauszustellen.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass ein Teil der Unterzeichner tatsächlich eine hohe Meinung von Thatcher hegt, doch einem Großteil dürfte die ironische Brechung der Botschaft wohl nicht entgangen sein. Das zeigen auch Kommentare wie der des Science-Fiction-Autors Charles Stross, der meinte, in Schottland müsse man für die Feierlichkeiten und Paraden zu Margaret Thatchers Todestag einen staatlichen Feiertag ausrufen. Als Hashtags fügte er diesem Tweet "#Thatcher", "#WickedWitch" und "#Dead" bei.