Strompreis: Was die EEG-Umlage in die Höhe treibt

Voraussichtlich um einen knappen Cent pro Kilowattstunde wird die Umlage zum 1. Januar steigen, aber mit dem Ausbau der Erneuerbaren hat das nur sehr wenig zu tun. "Strompreisbremse" nichts als ein schlechter Wahlkampfgag

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Auf 6,1 Cent pro Kilowattstunde wird nach Ansicht des Beratungshauses Energy Brainpool die sogenannte EEG-Umlage ab 1. Januar 2014 steigen. Genauer werden wir es am 15. Oktober wissen. An diesem Tag gibt die Bundesnetzagentur bekannt, mit wie viel die Stromverbraucher im nächsten Jahr belastet werden. Derzeit sind es 5,277 Cent pro Kilowattstunde.

Diese Umlage, benannt nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), soll die Kosten für den Strom aus Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen ausgleichen. Die Anlagenbetreiber bekommen von den Netzbetreibern eine im EEG differenziert festgelegte Einspeisevergütung gezahlt. Die Netzbetreiber können sich wiederum die Differenzkosten zwischen den von ihnen gezahlten Vergütungen und dem Preis, den sie für den Strom bei Weiterverkauf erzielen, erstatten lassen.

Für die Höhe der Umlage ist also nicht nur die Höhe der Vergütung und die Menge des erzeugten Ökostroms von Bedeutung, sondern auch der Börsenstrompreis, denn der meiste Strom wird von den Netzbetreibern dort abgesetzt - und zwar zu jedem Preis, der gerade geboten wird. Schließlich ist natürlich auch noch von Bedeutung, auf wie vielen Schultern die Umlage verteilt wird.

Dieses komplizierte Geflecht lässt erahnen, dass es ein wenig arg vereinfacht wäre, allein den Ausbau der Erneuerbaren Energieträger für die Höhe der Umlage und ihren weiteren Anstieg verantwortlich zu machen. Und tatsächlich wurde hier auf Telepolis ja schon diverse Male analysiert, welch Faktoren Umlage und Strompreis treiben.

Trotzdem sei hier auf die Studie hingewiesen, die die oben erwähnte Beratungsfirma im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen erstellt hat.

Im einzelnen kommt sie zu folgenden Komponenten des Anstiegs auf 6,1 Cent pro Kilowattstunde:

  • 52 Prozent

    des Anstiegs werden durch den sinkenden Börsenstrompreis bewirkt. Zum einen weil im nächsten Jahr mit einem weiter sinkenden Preis zu rechnen sei, zum anderen, weil für die Berechnung der aktuellen Umlage ein Börsenstrompreis von 5,115 Cent pro Kilowattstunde angesetzt worden war. Tatsächlich übers Jahr gemittelt sind aber eher 3,9 Cent pro Kilowattstunde zu erwarten. Schließlich steigt auch die sogenannte Liquiditätsreserve ein wenig, die durch die EEG-Umlage aufgefüllt wird. Zusammen machen diese drei Posten immerhin 0,73 Cent pro Kilowattstunde aus.

  • Die inzwischen überaus großzügig erteilten Ausnahmeregelungen von der EEG-Umlage für die Industrie, aber auch für Golfplätze und andere Betriebe von der EEG-Umlage bewirken
    25 Prozent

    des prognostizierten Anstiegs. Die Studie geht für das kommende Jahr von 3458 Ausnahmefällen (2012: 979, 2013: 2262) und 119,3 Milliarden Kilowattstunden aus (rund 23 Prozent des deutschen Nettostromverbrauchs), die weitgehend von der EEG-Umlage ausgenommen sind.

  • Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energieträger bewirkt hingegen nur
    13 Prozent

    des Anstiegs, das heißt, er wird gerade für 0,18 Cent pro Kilowattstunde verantwortlich sein.

  • Die verbliebenen
    zehn Prozent

    setzen sich aus Faktoren wie Marktprämienmodell, Bonis für Netzbetreiber, die diese zur bestmöglichen Vermarktung des Ökostroms anregen sollen, Kosten der Börsenzulassungu.a. zusammen.

Aus all dem folgt übrigens unter anderem, dass alle Versuche von Union und FDP, den Strompreisanstieg durch eine Verlangsamung des Zubaus erneuerbarer Energieträger zu begrenzen, verpuffen werden. Die "Strompreisbremse" ist vollkommen wirkungslos, da sie von den vermutlich knapp 30 Cent, die dem Verbraucher 2014 die Kilowattstunde Strom kosten wird, nur 0,18 Cent beeinflusst. Und dafür das ganze Wahlkampfgeschrei.

Im Telepolis-Buch zur Energiewende ist auch ein ausführlicher Beitrag des Autors zur verwickelten Gestaltung des Strompreises und den verschiedene Vorschlägen zu finden, wie er gesenkt oder zumindest sein weiterer Anstieg aufgehalten werden könnte.