"Rachel Corrie" von israelischen Soldaten übernommen

Nach Medienberichten verlief die Übernahme friedlich

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Wie würde Israel diesmal mit "Rachel Corrie" umgehen?, lautete die Frage am heutigen Samstagmorgen. Das Schiff mit dem Namen der Frau, die sich mit den Palästinensern solidarisierte und 2003 durch einen IDF-Bulldozer im Gazastreifen umkam, ließ sich trotz anderslautender Anweisungen von der israelischen Marine lange Zeit nicht vom Kurs auf Gaza abbringen. Ein IDF-Sprecher hatte angekündigt, dass die Armee eine ähnliche Übernahme vorbereite, wie man sie zu Anfang der Woche bei der ersten "Freiheitsflotte" versucht hatte - mit katastrophalen Ergebnissen.

Diesmal gelangten die israelischen Soldaten nach ersten Medienberichten über Boote an Bord des Free-Gaza-Schiffs. Die Übernahme der "Rachel Corrie" soll friedlich abgelaufen sein, ohne Widerstand seitens der Passagiere und der Besatzung.

Diese Reaktion hatte zuvor schon die Friedensnobelpreisträgerin an Bord, die Irin Mairead McGuire, Nachrichtenagenturen gegenüber telefonisch angekündigt: Man werde friedlich sitzen bleiben, sollten israelische Kommandos das Schiff stürmen. Die "Rachel Corrie" fährt unter kambodschanischer Flagge (Anm. d. Red.: versehentlich stand hier ursprünglich: unter irischer Flagge). An Bord befinden sich u.a. 5 Tonnen Hilfsgüter aus Deutschland.

Seit dem frühen Morgen wurde das Schiff von israelischen Schiffen verfolgt. Vor der israelischen Botschaft in Dublin warteten Hunderte von Menschen auf den Ausgang des Konflikts.

Indessen werden immer mehr Berichte zu den Ereignisse am Montagmorgen auf der "Malvi Marmara" veröffentlicht. Berichte, wie jener von Jamal Elshayyal, dem al-Jazeera-Reporter, der an Bord des Schiffes war, die Reportage des australischen Sidney Morning Herald-Korrespondenten, Paul McGeough, welche sich auf Befragung mehrerer Zeugen und eigene Beobachtung stützt - McGeough selbst war an Bord eines Nachbarschiffes der Malvi Marmara - die Aussagen türkischer Reporter und eines türkischen Arztes an Bord der "Malvi Marmara"; sie alle stellen die israelische Darstellung, wonach Schüsse erst gefallen seien, als sich die IDF-Soldaten einem Lynchmob gegenüber sahen, der sie angriff und die Schüsse somit eine Verteidigungsreaktion waren, in Frage (Zusammenfassung hier).

Ein Bericht des Guardian über die Autopsie-Ergebnisse der neun toten Türken, die auf der "Malvi Marmara" erschossen wurden, bestätigt, was in oben genannten Berichten erwähnt wird, nämlich dass manche, so etwa ein unbewaffneter Fotograf, aus allernächster Nähe in den Kopf geschossen wurden. Die Erzählungen zeigen auch, dass nicht wenige Passagiere versucht haben, die wütenden Aktivisten an Angriffen auf die israelischen Soldaten zu hindern.

Insgesamt wurden 30 Schüsse auf die neun Männer abgegeben, fünf Männer wurden durch Kopfschüsse getötet.