Was wäre wenn..

..Frankreich schon ein paar AKW in Nordafrika gebaut und Libyen mit deren Hilfe eine Atombombe entwickelt hätte?

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Die Trennlinie zwischen ziviler und militärischer Nutzung der Atomenergie ist bekanntlich alles andere als ein tiefer unüberwindbarer Graben. Vielmehr sind sie ohne einander kaum denkbar. Die ersten Reaktoren wurden für die Bombenherstellung gebaut, denn Plutonium, einer der möglichen Stoffe, mit denen eine Atombombe bestückt werden kann, entsteht erst beim radioaktiven Zerfallsprozess des Urans in den Reaktorbrennstäben.

Entsprechend haben diverse Staaten in der Vergangenheit relative unverhohlen ein ziviles Atomprogramm verfolgt, um sich in den Besitz des für den Bau von nuklear Sprengköpfen nötigen Materials und Know-hows zu bringen. Das war schon in der Bundesrepublik der 1950er Jahre so, wo entsprechende Pläne des Atom- und späteren Kriegsministers Franz-Josef Strauß auf breiten Widerstand stießen und schließlich aufgegeben werden mussten. Und das exerzierten eine ganze Reihe andere Staaten vor, in manchen Fällen wie Argentinien oder das Apartheid-Südafrika mit tatkräftiger westdeutscher Hilfe. Viele Programme wurden später abgebrochen, andere, wie das pakistanische führten schließlich zum Bau von atomaren Sprengkörpern.

Angesichts der hemmungslosen militärischen Gewalt, mit der die Reste des libyschen Regimes gegen die dortige Bevölkerung vorgeht, fragen sich die französiche Anti-Atom-Organisation CSFR (Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin) und der deutsche Bund für Umwelt und Naturschutz was eigentlich wäre, wenn Gaddafi bereits über Atomwaffen verfügte. Immerhin ist es noch gar nicht solange her, das Frankreichs Präsident Sarkozy auf Verkaufstour durch die arabischen Länder war, um Atommeiler aus dem Hause Areva anzupreisen.

Man habe schon 2007 auf die Gefahren hingewiesen, bemerken die Umweltschützer, aber die Resonanz sei gering gewesen. „...im Jahr 2007 war Herr Gaddafi gerade mal wieder ein 'guter Diktator', mit dem sich 'gute Geschäfte' machen ließen.“ Heute könne die französische Regierung heilfroh sein, „dass in Libyen und in den anderen Spannungsgebieten am Mittelmeer keine französischen Atomkraftwerke stehen und dass die dortigen Nochdiktatoren nicht über Plutonium und Atomkraftwaffen verfügen.“