Emotionale Steinigung oder coole Giftspritze?

Ein Video zeigt die Steinigung einer Frau in Pakistan - aber ist die Todesstrafe in den USA humaner?

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Ob man technisch cool mit einer Spritze eine fast demente Frau oder mit Steinen eine Frau tötet, macht kaum einen Unterschied. Die Todesstrafe als Vergeltung von als schweren Verbrechen angesehenen Taten ist archaisch – und dient vor allem der Abschreckung.

Wenn nun ein Video zirkuliert, das auch die Bild verbreitet, auf dem zu sehen ist, wie eine Horde von Männern in Pakistan eine Frau steinigt, dann ist Erregung angesagt – ganz berechtigt. Männer nehmen sich heraus, eine Frau qualvoll zu töten.

Aber es ist auch ein Unterschied zur Ausführung der Todesstrafe durch bezahlte Henker. Hier müssen sich die Mitglieder der Gemeinschaft an der Tötung beteiligen und werden zu Mitschuldigen. In den USA entscheidet ein Gericht und delegiert die Exekution an Henker. Die Tötung wird cool praktiziert, beispielsweise in Form einer Giftspritze, Emotionen scheinen hier keine Rolle zu spielen, sie dürfen es auch nicht. Alles scheint rechtmäßig und in Ordnung stattzufinden, während die kollektive Steinigung heiß ist und Emotionen erweckt.

Für die Opfer ist es allerdings ganz egal, ob sie cool oder emotional getötet werden. Wie wir Deutschen erfahren mussten, ist die coole Abschlachtung, die Tötungsmaschinerie, keineswegs besser als der außer Rand und Band geratene Pöbel. In den Vernichtungslagern wurden die Menschen heimlich, außer Sicht, abgeschlachtet, auch in Europa war es zuvor üblich, die Todesstrafe öffentlich auszuführen und ein blutiges Fest aus den Qualen der Opfer zu machen.

Auch christlich konnten diese tödlichen Schauspiele inszeniert werden, in den islamischen Stammesgesellschaften werden sie noch immer praktiziert. Islam hin oder her, damit muss endlich Schluss ein. Wer in einer aufgeklärten Gesellschaft leben will, in der das Racheprinzip (Auge für Auge) nicht mehr tonangebend ist, muss nicht nur die Taliban oder religiöse Extremisten, sondern etwa auch diejenigen in den USA kritisieren, die weiterhin die Todesstrafe ausführen und ausführen wollen. Aber in den aufgeheizten Zeiten verschwinden Aufklärung und Vernunft.