10-20 Euro im Monat pro Haushalt für schnellen Umstieg auf Erneuerbare Energien

Martin Faulstich, der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen, tritt Behauptungen entgegen, dass ein schneller Umstieg auf erneuerbare Energien zu einer Kostenexplosion führen würde

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Die Industrie und manche interessierte Politiker warnen vor einem schnellen Ausstieg aus der Kernkraft. Das würde zu Preisen führen, die als "Jobkiller und Industriebremse" wirken können.

"Es werden natürlich jetzt viele Rechnungen aufgemacht von den interessierten Kreisen", entgegnet Martin Faulstich, Leiter des Lehrstuhls für Rohstoff- und Energietechnologie an der Technischen Universität München und Vorsitzender des Sachverständigenrats für Umweltfragen. "Und dass diejenigen, die jetzt gerne noch Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke weiter betreiben wollen, natürlich besonders hohe Kostenschätzungen machen, ist auch nicht weiter verwunderlich."

Wie Faulstich dem Deutschlandradio sagte, rechnet er durchschnittlich mit zusätzlichen Kosten pro Vier-Personen-Haushalt von 10-20 Euro, also von 120-240 Euro jährlich, wenn bis 2020 oder 2022 die Atomkraftwerke abgeschaltet und gleichzeitig kontinuierlich die Enerneuerbaren Energien ausgebaut werden.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt man im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Energie-Expertin Claudia Kemfert sagte der Rheinischen Post", dass innerhalb der nächsten zehn Jahre Investitionen von maximal 200 Milliarden Euro notwendig würden, der Strompreis für Verbraucher und Industrie würde sich aber "nur leicht erhöhen, da es genauso viele preissteigernde wie preissenkende Wirkungen" gebe. Vor Übertreibungen der zu erwartenden Kosten und vor "Panikmache" warnen auch die Grünen oder Greenpeace.

Faulstich sagte, die 10-20 Euro an Mehrbelastung seien zu verkraften und verweist ebenso wie Kemfert auf die Potenziale des Energiesparens. Zudem würden die Kosten langfristig durch den Mix aus erneuerbaren Energien sogar sinken. Selbst ein sehr schneller Ausstieg aus der Atomkraft werden nur einen "maßvollen" Preisanstieg mit sich bringen: "Es muss sich aber keiner Sorgen machen, dass hier die Lichter ausgehen oder dass man sich das nicht leisten kann."