Was ist von den Plutonium-Funden zu halten?

Mal wieder ein Versuch von Teil-Transparenz gescheitert. Tepco liefert nicht genug Informationen, mit denen sich unabhängige Beobachter ein Bild von der Lage machen könnten

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Allein schon die Informationspolitik des japanischen AKW-Betreiber Tepco wäre Grund genug, dem Unternehmen die Meiler sofort abzunehmen, aber mehr als stilllegen wird man auch dann nicht können, denn wo soll man bei der jahrzehntelang betriebenen Kultur des Vertuschens, Verleugnens und Herunterspielens, die alles andere als eine fernöstliche Spezialität ist, Verantwortungspersonal her nehmen.

Jüngstes Beispiel: Tepco räumt wie berichtet ein, dass schon letzte Woche, am 21. und 22. März, in einigen der in der Nachbarschaft der drei Havaristen in Fukushima Daiichi (Fukushima I) gewonnenen Bodenproben Plutoniumkonzentrationen gefunden wurden, die über dem Niveau der Hintergrundbelastung aus den oberirdischen Atombombenversuchen des Kalten Krieges liegen. Das Plutonium muss also im Rahmen der Havarie entweder von normalen abgebrannten Uranbrennstäben oder von den im Reaktor Fukushima 3 verwendeten sogenannten Mox-Brennstäben stammen. Mox steht dabei für Mischoxid.

Das Plutonium kann zum einen aus einem der drei außer Kontrolle geratenen Reaktoren stammen und wäre damit ein weiterer Beleg für Beschädigungen in mindestens einem der Reaktorsicherheitsbehälter. Andere Möglichkeit: Es ist beim Brand der Brennstäbe im Abklingbecken des Reaktor 4 freigesetzt worden, das durch eine Explosion im Reaktorgebäude 3 beschädigt wurde und das Kühlwasser verlor. Dadurch hatten sich die dort gelagerten Brennstäbe entzündet.

In Prinzip ließe sich anhand der Isotopenverhältnisse in dem gefunden Plutonium auch sagen, welche der beiden Möglichkeiten die Richtige ist. Doch das wäre offensichtlich schon wieder zuviel Transparenz, die von Tepco und den japanischen Behörden, die den Konzern gewähren lassen, nicht zu erwarten ist.

Die Frage ist nicht ganz unwichtig, um die weitere Gefährdung einzuschätzen. In den in den Reaktoren 1, 2 und 4 verwendeten Uranbrennstäben entsteht Plutonium in geringeren Mengen. Das hochgiftige Schwermetall wird sozusagen aus den Uran-238-Isotopen erbrütet. Bei Wikipedia ist das ganz gut beschrieben. In den Mox-Brennelementen ist das radioaktive Schwermetall jedoch von vornherein in größeren Mengen vorhanden.

So oder so reichen aber schon einige Mikrogramm inhallierten oder anders in den menschlichen Körper gelangten Plutoniums aus, um dort Krebs auszulösen. Insofern sind die Versicherungen Tepcos, die Reuters und Xinhua zitieren, die Konzentrationen seien nicht gesundheitsschädlich, nicht besonders überzeugend, so lange nicht klar ist, wie viel Plutonium insgesamt freigesetzt wurde und wie viel noch folgen kann.