"Netz-Hygiene"

Die US-Armee säubert für ihre Mitarbeiter das Web, damit sie nicht auf Seiten stoßen, die sie über das PRISM-Programm aufklären

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Die US-Armee sperrt den Zugang auf den Dienstcomputern der Armeemitgliedern zu Seiten des Guardian, die Auskunft über das PRISM-Programm der NSA geben. Dies wurde der Zeitung Monterey Herald gestern von einem Sprecher der NETCOM auf Anfrage mitgeteilt.

Zuvor hatte die Zeitung von Mitarbeitern der kalifornischen Militärbasis Presidio of Monterey erfahren, dass die US-Website des Guardian - www.guardiannews.com nicht auf PRISM-Artikel auf der britischen Ausgabe weiterleitet. Zunächst wurde vermutet, dass die Sperre nur für Dienstrechner der Presidio-Militärbasis gelte, doch erklärte der NETCOM-Sprecher Van Vleet, dass der Zugang zu Berichterstattung über das NSA-Überwachungsprogramm für alle Armeemitglieder - „armywide“ -gefiltert wird.

Van Vleet begründet dies in einem Schreiben an die Zeitung damit, dass das Pentagon präventive „netzwerk-hygienische Maßnahmen“ betreibe, um unerlaubte Enthüllungen von Geheiminformationen "zu entschärfen". Gesperrt werde der Zugang vom Army Cyber Command. Schönfärberisch heißt es in dem Begründungsschreiben weiter:

"Wir geben uns alle erdenkliche Mühe, um den Zugang zu Informationen mit der für unsere Aufgaben notwendigen Sicherheit auszubalancieren. Es gibt jedoch strenge Vorgaben, die den Schutz und den Umgang mit geheimen Dokumenten angeht. Solange es nicht offiziell freigegeben ist, müssen solche Dokumente – einschließlich der Informationen, die unerlaubt enthüllt wurden, von allen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums entsprechend der Verordnungen behandelt werden."

Die Vorschriften des Verteidigungsministerium ordnen bei Zuwiderhandlungen Disziplinarstrafen bei absichtlichem Herunterladen von als geheim deklarierte Informationen an bzw. das Löschen der Festplatte, falls ein Armeeangehöriger die unerlaubten Informationen „zufällig“ heruntergeladen hat.