Islamkonferenz künftig ohne Kritiker?

Der neue Innenminister de Maizière will die "Integrationsveranstaltung" umstrukturieren

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Auf Necla Kelek ist Verlass. Ihre Anmerkungen zur deutschen Islamkonferenz (DIK) unterscheiden sich deutlich vom sonst üblichen Jargon der Berichterstatter und Experten. Kelek geht mit klaren Worten ans Grundlegende, ihre Analysen gehören zum Interessantesten, was die Islamkonferenz hervorgebracht hat. Am 14. März 2008 äußerte die "unabhängige säkulare Muslimin" gegenüber den Vertretern des "Koordinierungsrates der Muslime" (KRM):

"Kein Islamgelehrter dieser Seite trat auf, um sein Verständnis von Islam und Demokratie darzulegen. Es war ernüchternd, feststellen zu müssen, dass der organisierte Islam in Deutschland offenbar nicht in der Lage oder willens ist, solche Fragen zu erörtern, sondern immer nur bekundete, was der Islam alles nicht ist."

Vor dem bislang letzten Plenum der Islamkonferenz, im Juni letzten Jahres, zog sie ein Fazit, das keins der ansonsten üblichen und geforderten leicht zu behandelnden "positiven Signale" sendet: "Experiment erfolgreich gescheitert", schrieb sie und wieder übte sie harte Kritik an den Islamverbänden. Sie würden viele Rechte einfordern, aber die Verantwortung für Dinge, die im Namen des Islam stattfinden, ablehnen und letztlich auch "sogar die Integration". Das ist starker Tobak, einseitig und vielleicht sogar überzogen, aber es trifft die Wirklichkeit schärfer als das Fazit des Innenministeriums, wonach sich die Konferenz als "Rahmen für den Dialog zwischen Staat und Muslimen bewährt" hat.

Nun soll Necla Kelek beim nächsten Treffen der DIK nicht mehr dabei sein. Zusammen mit Seyran Ates (siehe Sex, Islam und Demokratie) und Ali Kizilkaya, der Vorsitzende des Islamrats, wird Necla Kelek in einem Bericht der taz als "ausgeladen" bezeichnet. Der Bericht stützt sich auf Informationen der türkischen Zeitung Hürriyet. Diese hatte geschrieben, dass "Berlin diese drei Namen streicht".

Das Innenministerium reagiert auf eine Nachfrage mit der Antwort, dass "niemand ausgeladen wird" und verweist auf "strukturelle Veränderungen", die man plane. Ein schöner Euphemismus; in der Privatwirtschaft bedeutet er, dass die Stelle ab sofort nicht mehr sicher ist und die Kündigung wahrscheinlich.

Dass Kizilkaya nach der "strukturellen Veränderung" keinen Platz mehr in der DIK haben wird, liegt an seiner Nähe zu islamistischen Positionen. Bei den unabhängigen Vertretern Seyran Ates und Necla Kelek mit größter Wahrscheinlichkeit daran, dass ihre Positionen mir der "Heile-Welt-Stimmung", die man mit der Integrationskonferenz verbreiten will, nur schwer oder eben gar nicht zu vereinbaren sind.