Crowdsponsoring für Comics

Der Erfinder des deutschen Namens der Schlümpfe sammelt für eine neue Auflage seiner Werke

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Primo war ein Comic-Magazin aus dem Kauka-Verlag, das von 1971 bis 1974 existierte. Verantwortet wurde es von Peter Wiechmann, dem der Verlag die Lizenzen für zahlreiche französische und belgische Serien verdankt, die er in den 1960er und 70er Jahren in Fix und Foxi und anderen Comic-Magazinen auf deutsch veröffentlichte. Wiechmann kaufte aber nicht nur Asterix (für damals 60 Mark) und erfand den deutschen Namen der Schlümpfe, er konzipierte und textete auch für zahlreiche eigene Comicserien, die vor allem in Zusammenarbeit mit spanischen Zeichnern entstanden und nicht nur in Kauka-Comics, sondern auch in Zack und Yps erschienen.

Während ein großer Teil der französischen und belgischen Serien regelmäßig neu aufgelegt wird, sind viele von Wiechmanns Werken heute nur über den Gebrauchtmarkt zugänglich. Selbst in der Bayerischen Staatsbibliothek (die die Abgabe von Pflichtexemplaren offenbar nur unzureichend kontrollierte) sind die Primo-Hefte nur sehr unvollständig vorhanden. Andrax, Dietrich von Bern, Hombre und Thomas der Trommler erschienen in den letzten Jahren bei Cross Cult in Buchform. Für andere Serien fand sich bisher jedoch kein Verlag, der das wirtschaftliche Risiko eingehen wollte, die Lizenzen von Kauka-Promedia zu kaufen, die DIN-A2-Originale zu restaurieren und damit eine Neuauflage zu wagen. Dem versucht Wiechmann nun mittels Crowdsponsoring begegnen: Auf der Plattform mySherpas will der 72-Jährige innerhalb von 90 Tagen 62.000 Euro an Spendengeldern einsammeln, um damit eine Veröffentlichung einer dreibändigen "Titanen-Trilogie" zu finanzieren.

Neben dem bereits wiederveröffenlichten Andrax soll diese Titanen-Trilogie Capitan Terror, Manila, Kuma, Moustache, Mischa, Die Pichelsteiner sowie die bisher unveröffentlichten Serien Odinson) und Canada Crew enthalten. Allerdings steht das Programm noch nicht endgültig fest und Wiechmann überlegt, ob er auch One-Shot-Klassiker wie seine Schatzinsel-Adaption und Werke von Antonio Hernández Palacios mit aufnehmen soll. Als Anreize bietet der ehemalige Kauka-Redaktionschef nach Beträgen gestaffelt unter anderem die namentliche Nennung als Sponsor, signierte Exemplare vor dem Verkaufsstart und getuschte Originalseiten. Kommen die 62.000 Euro nicht bis zum 10. November zusammen, dann erhalten die Spender nach Angaben von mySherpas ihr Geld zurück. Klappt die Finanzierung jedoch, dann könnte das Modell auch für Klassiker wie Eduardo Coelhos Ragnar der Wikinger interessant werden, das in der Bayerischen Staatsbibliothek nicht benutzt werden darf, weil angeblich die Gefahr besteht, dass die Nutzer die Yps-Gimmicks behalten.

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Primo-Heft 15/1974