Guttenberg gerät ins Schwimmen

Der Verteidigungsminister verliert seine Souveränität im Umgang mit der Presse, Bundespressekonferenz musste abgebrochen werden

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Die Plagiatsvorwürfe bringen den Verteidigungsminister zu Guttenberg sichtlich in Bedrängnis. Dabei verliert der sonst stets gut inszenierte K.T. die Kontrolle über sein Bild in den Medien, immerhin kann er in diesem Fall die Schuld nicht an einen Dritten delegieren. Und so versucht sich der Minister, um unangenehme Fragen herumzumogeln und sich Journalisten vom Leibe zu halten.

Während in Berlin die Vertreter der Hauptstadtpresse in der Bundespressekonferenz zur Regierungspressekonferenz versammelt waren, gab zu Guttenberg gleichzeitig ein Statement im Verteidigungsministerium vor einigen wenigen Kameras ab. Journalisten waren offenbar nicht zugelassen, viele Reporter, die von dem äußerst kurzfristig angesetzten Termin erfahren hatten, mussten vor den Toren des Ministeriums warten.

In der Bundespressekonferenz wurde nach Bekanntwerden dieses Vorgehens von zu Guttenberg großer Protest laut. "Ehrlich gesagt bin ich baff, dass ihr Minister so ein Feigling ist", so ein Journalist. Regierungssprecher Seibert wollte in dem Vorgehen kein Problem erkennen. Vielmehr solle die Erklärung des Ministers abgewartet werden. Auf die Nachfrage, ob wenigstens der Inhalt der Erklärung des Verteidigungsministers auf der Bundespressekonferenz bekannt gegeben werden könne, um den Journalisten, die sich mit dem Thema beschäftigen, Nachfragen zu ermöglichen, erklärte der Leiter des Presse- und Informationsstabes des Verteidigungsministeriums, Steffen Moritz, dies sei derzeit nicht möglich. Die Journalisten verließen aus Protest die Bundespressekonferenz, die schließlich abgebrochen werden musste.

In seiner Erklärung wies zu Guttenberg Plagiatsvorwürfe erneut weit von sich und betonte mit Blick auf das Gespräch mit Bundeskanzlerin Merkel am gestrigen Abend, dass er zu seiner Erklärung von niemandem aufgefordert worden sei. Seine Dissertation sei über einen Zeitraum von sieben Jahren neben seiner Abgeordnetentätigkeit "in mühevoller Kleinarbeit entstanden". Allerdings enthalte sie Fehler. "Und über jeden dieser Fehler bin ich selbst am Unglücklichsten." Er habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. "Sollte sich jemand hierdurch, oder durch unkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1.300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, tut mir das aufrichtig leid."

Offenbar versucht zu Guttenberg, die gefundenen Plagiate aufgrund des Umfangs der Arbeit zu relativieren. Die Prüfung der Fehler liege nun in der Hand der Universität Bayreuth. Bis zum Ergebnis der Prüfung wolle er auf seinen Doktortitel vorübergehend verzichten. "Anschließend würde ich ihn wieder führen." Er werde an sich keine anderen Maßstäbe anlegen, als er sie an andere angesetzt hätte. Damit ist das Thema für zu Guttenberg beendet. "Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen." Er müsse sich nun um das fordernde Amt des Verteidigungsministers kümmern, so zu Guttenberg mit Blick auf die Meldung, dass in Afghanistan erneut ein Bundeswehr-Soldat gefallen sei.

Damit hat zu Guttenberg das für ihn unbequeme Thema beendet, noch bevor ein Journalist eine Frage an ihn richten konnte. Der Medienliebling zu Guttenberg verliert an Glanz.

Bislang wurden von Internetnutzern bei GuttenPlag Wiki auf 76 Seiten Plagiate gefunden oder dokumentiert und aufgelistet: