Leiharbeit steigt trotz Aufschwung deutlich an

Laut einer von IG Metall durchgeführten Umfrage in Betrieben sind nur 15 Prozent der neuen Stellen unbefristet

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Die Wirtschaft boomt. Selbst im Ausland spricht man schon vom deutschen Jobwunder und der Wirtschaftslokomotive Deutschland. Die Arbeitslosenzahlen sind aktuell auf einem historischen Tiefstand. Je nach Branche geben 85% der der Betriebe an, zusätzliche Mitarbeiter zu benötigen. In Teilbereichen spricht man schon von einem Fachkräftemangel. Doch ist dieser Aufschwung wirklich einer oder verbergen sich hinter den vielen, auf den ersten Blick positiven Zahlen versteckte Trends, die Sorge bereiten?

Um dieser Frage nachzugehen, hat die Gewerkschaft IG Metall eine Umfrage zur Leiharbeit in den Betrieben durchgeführt. Über 5.000 Betriebsräte aus dem Organisationsbereich der Gewerkschaft haben sich daran beteiligt.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Die überwiegende Anzahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze ist prekärer Art. 43% der Neueinstellungen geschehen über Leiharbeit, weitere 42% sind befristete Jobs. Nur ganze 15% der neu geschaffenen Stellen sind unbefristet. 66% der befragten Betriebe nutzen Leiharbeit. 1/3 dieser Betriebe hat einen gleichbleibenden Leiharbeiteranteil seit 2008. Ein weiteres Drittel hat die Leiharbeit sogar noch ausgeweitet.

Aus der Leiharbeit sind somit in diesen Unternehmen keine Festanstellungen geworden. Damit enttarnt sich die oft geäußerte Behauptung, dass Leiharbeit für den Arbeitnehmer der Einstieg in eine Festanstellung sein könnte. Das ist aber meist nicht der Fall. Zudem berichteten 20% der befragten Betriebsräte, dass in ihrem Unternehmen trotz des Aufschwungs weiter Stammarbeitsplätze durch Leiharbeit ersetzt würden.

Diese Zahlen machen deutlich, das Leiharbeit hierzulande nicht primär für die Abdeckung von Auftragsspitzen eingesetzt wird, sondern als "strategisches Instrument zur Etablierung einer Billiglohnlinie", wie die IG Metall anmerkt. Die IG Metall sieht darin einen Missbrauch des Instrumentes Leiharbeit. Zum Teil gebe es Unternehmen die einen Leiharbeiteranteil von 50% hätten.

Heftige Kritik gibt es von Seiten der IG Metall auch an den neuen Gesetzentwürfen zur Arbeitnehmerüberlassung, die von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen vorgelegt wurden. Ihr Entwurf "öffne Tür und Tor für den ungebremsten Abbau von Stammarbeitsplätzen", so die Gewerkschaft. So fehle z.B. eine Höchstüberlassungsdauer sowie eine Bestimmung, die die gleiche Bezahlung für den Leiharbeiter wie für Festangestellte vorsehe.

Der von Ursula von der Leyen vorgestellte Entwurf, wird zwar als erster Schritt in die richtige Richtung gesehen, aber von der SPD, den Grünen und der Linken heftig kritisiert. Häufiger Kritikpunkt ist das Fehlen von Mindestlöhnen. Am 1. Oktober wird der neue Entwurf zur Regelung der Arbeitnehmerüberlassung im Bundestag zur Abstimmung kommen. Die SPD fordert dabei das Equal-Pay-Gesetz endlich anzuwenden, welches für gleiche Arbeit einen gleichen Lohn vorsieht. Auch Vertreter der anderen Oppositionsparteien äußerten sich dazu in ähnlicher Weise.