"Das wird ziemlich sicher eine langwierige Plackerei."

In den USA gibt es immer mehr Familien, die in Notunterkünften Zuflucht suchen. Experten dämpfen Hoffungen auf eine deutliche wirtschaftliche Besserung

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Während die Finanz-und Wirtschaftswelt offenbar mit einiger Sorge auf die neuen US-Konjunkturdaten wartet, berichtet die New York Times von Verhältnissen, die sich so schnell nicht ändern, da es für die größer gewordenen Zahl der Langzeitarbeitslosen derzeit nicht viel Hoffung gibt (vgl. dazu auch USA: Arbeitslose IT-Spezialisten im Abseits). Der Bericht der Zeitung zufolge, der sich auf Zahlen des Ministeriums für Wohnen und städtische Entwicklung Department of Housing and Urban Development stützt, steigt die Zahl der Wohnungslosen in den Vereinigten Staaten. Von 2007 bis 2009 sei die Zahl der Familien, die in staatlich finanzierten Unterkünften untergebracht werden, weil sie sich keine Wohnung, bzw. Haus, mehr leisten konnten, von 131. 000 auf 170 000.

Angesichts der steigenden Zahl der Langzeitarbeitslosen dürfte sich die Zahl in der nächsten Zeit noch um einiges erhöhen, so der Zeitungsbericht. Wie die momentane Situation im ganzen Land aussehe, sei schwer zu ermitteln. Ganz aktuelle Zahlen gebe es nur für einzelne Staaten. Aber was von dort durchsickere, sei alarmierend. Als Beispiel dafür wird das YWCA Family Center in Columbus, Ohio, zitiert, das von einer um 20 Prozent in den letzten drei Monaten gestiegen Belegungsrate im Vergleich zum Vorjahr berichtet. Das UMOM New Day Center, das größte Familiennotunterkunftszentrum in Arizona, verzeichnet eine Steigerung von 30 Prozent.

Aussagen von Wirtschaftsexperten wie Nouriel Roubini - auch bekannt als "Dr. Doom" - machen dazu keine Hoffung. Die US-Wirtschaft müsse sich für eine längere Frist auf ein sehr viel geringeres Wachstum einstellen, als man dies erwartet - mit Risiken für eine erneute Rezession, so das Credo, das der als pessimistisch geltende Experte seit einiger Zeit schon äußert. Am Arbeitsmarkt dürfte sich für die Langzeitarbeitslosen kaum etwas bessern. Auch in der Bevölkerung scheint die Ansicht vorzuherrschen, dass sich die Lage nicht entscheidend verbessern werde. Bei einer Umfrage des Wall Street Journals sollen 65 Prozent der Befragten die Überzeugung vertreten haben, dass sich Amerika im Abstieg befinde.

Der Wohnungsmarkt - "Housing" - sei ein entscheidender Indikator für die wirtschaftliche Situation in den USA, von dort kämen Signale, die auf eine nachhaltige Erholung deuten, das haben die Wirtschaftswissenschaftler Steven Gjerstad und Vernon Smith in einer Studie nachgewiesen, die eine Reihe von Rezessionen von 1929 bis 2007 untersucht. Wie sie in einem Beitrag für das Wall Street Journal ausführen, habe sich dieser Markt, der gewöhnlich schneller und deutlicher als andere Sektoren auf Regierungsmaßnahmen reagiere, noch nicht wieder erholt. Für beide ein deutliches Zeichen dafür, dass die Erholung allen Jubelmeldungen zum Trotz langwierig sein werde:

"Das wird ziemlich sicher eine lange Plackerei."