Alles unter einem Dach: Hospiz, Krippe, Herd und Homeoffice

Britische Manager machen sich Gedanken über das Jahr 2018 und reanimieren eine altbekannte Vorstellung von der Einheit Wohnen, Arbeiten und Großfamilie

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Wie sich leitende Angestellte die Zukunft der Arbeit vorstellen, kann man derzeit auf der Homepage des britischen Chartered Management Institute 347&id=10:138&id=10:11&doc=10:5141: nachlesen. Das Institut, das sich der Mission "Kunst und Wissenschaft des Managements" 11: verschrieben hat, zählt immerhin 73.000 Mitglieder .

Neben klischierten Zukunftsvisionen aus dem Retro-Lederaktenkoffer – z.B. einem großen Cyberangriff von Terroristen, dass künftige Angestellte mittels implantierter Chips überwacht werden und dass man sich in Konferenzen von Hologrammen vertreten lässt– offenbart die Studie 347&id=10:138&id=10:11&doc=10:5141: "Management Futures" auch interessante Schlüsse aus unserer Gegenwart für die Welt von 2018.

So visionieren die Executives ein künftiges Zuhause, das - wie schon einstmals - von zwei Faktoren stark geprägt wird: der Versorgung von Familienmitgliedern und dem Broterwerb. Der Druck, die Treibhausgasemissionen zu senken, werde dazu führen, dass man sich Arbeitswege erspare, weswegen mehr Menschen wieder zuhause arbeiten würden, ein kostensparender Schritt zurück, den moderne Kommunikationsmittel ohnehin nahelegen. Zum anderen komme es aus demografischen Gründen – Stichwort: Methusalem-Gesellschaft – dazu, dass die vielen Älteren Pflege brauchen, die ihnen institutionell gar nicht gegeben werden kann, weil die (Personal-)Ressourcen nicht reichen – also muss die Familie ran. Da es aus ähnlichen Gründen wohl auch an Kindergartenpersonal mangeln wird, dürfte dies auch für die Hege und Pflege der Kleinsten gelten.

Familie und Karriere formen somit wieder eine Einheit, freilich unter neuen Bedingungen. Zu denen gehört dann zum Beispiel, dass lange Zeit rituelle Arbeitszeiten ("nine to five") aufgegeben werden. An deren Stelle treten die schon gegenwärtig häufig zitierten "maßgeschneiderten" Arbeitszeiten im Homeoffice - die meistens viel – sehr viel - länger sind als die früheren Konfektionsstunden im Büro.

Den klassischen Angestellten gibt es in der Manager-Zukunftsfantasie eher selten, die Gilde der Entscheider setzt auf das projektbezogene, befristete Arbeiten, das Hoppen von einem Job zum nächsten – mit den damit verbundenen Anstrengungen des Individuums, in eigener Sache Reklame und Marketing zu betreiben.